Hüte- und Treibhunde

Hüte- und Treibhunde
Hüte- und Treibhunde | Foto: kavita / Depositphotos.com

Es gibt sie bereits seit tausenden von Jahren: Die Hüte- und Treibhunde. Sie stehen dem Menschen zur Seite, nehmen ihm einen Teil seiner Arbeit mit der Viehherde ab. Es handelt sich hierbei um sehr intelligente, eigenständig arbeitende Hunde, die die Herde zusammenhalten und sie gegen Feinde jeglicher Art, Menschen und Tiere, schützen. Selbstverständlich werden sie zu dieser Aufgabe von ihrem Besitzer, dem Schäfer, dem Besitzer der Herde, ausgebildet und gehorchen ihm aufs Wort. Doch waren sie in früherer Zeit auch in der Lage, die Herde für eine Weile eigenständig zu betreuen – mit allen Konsequenzen.

Auch heute übernehmen diese Hunderassen weltweit noch ihre Aufgaben. Allerdings werden sie mehr und mehr auch als Begleit- oder Familienhunde gehalten. Dies bringt eine Umorientierung mit sich, denn selbstverständlich sind noch alle Potenziale vorhanden und wollen von den Hunden gelebt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass sich potenzielle Interessenten im Vorweg darüber informieren, auf was sie sich dabei einlassen.

Welche Hunderassen gehören zu den Hüte- und Treibhunden?

Der FCI hat die Hüte- und Treibhunde in der Gruppe 1 zusammengefasst. Sie ist in 2 Sektionen unterteilt. Schäferhunde befinden sich in Sektion 1. Die Treibhunde werden in der Sektion 2 geführt. Der Berner Sennenhund wird übrigens nicht in dieser Rubrik geführt, obwohl er theoretisch ebenfalls ein Hütehund ist.

Sektion 1

  • Australian Kelpie
  • Australian Shepherd
  • Australian Stumpy Tail Cattle Dog
  • Beauceron
  • Bearded Collie
  • Bergermasker Hirtenhund
  • Belgischer Schäferhund
  • Bobtail
  • Border Collie
  • Berger de Picardie
  • Berger Blanc Suisse
  • Berger des Pyrénées à face rase
  • Berger des Pyrénées à poil long
  • Briard
  • Ca de Bestiar
  • Cao da Serra de Aires
  • Chosdký Pes
  • Ciobanesc Romanesc Carpatin
  • Ciobanesc Romanesc Mioritic
  • Deutscher Schäferhund
  • Gos d’Atura Català
  • Hollandse Herdershond
  • Hrvatski ovcar
  • Komondor
  • Kurzhaarcollie
  • Kuvasz
  • Lancashire Heeler
  • Langhaarcollie
  • Maremmen-Abruzzen-Schäferhund
  • Miniature American Shepherd
  • Mudi
  • Polski Owczarek Nizinny
  • Polski Owczarek Podhalanski
  • Puli
  • Pumi
  • Saarlooswolfhund
  • Schapendoes
  • Schipperke
  • Shetland Sheepdog
  • Slovensky cuvacz
  • Südrussischer Owtscharka
  • Tschechoslowaskischer Wolfhund
  • Welsh Corgi Cardigan
  • Welsh Corgi Pembroke

Sektion 2

Die Eigenschaften der Hüte- und Treibhunde

Alle Hunde, die zu den Hüte- und Treibhunden gehören, sind mit einem großen Bewegungsbedarf gesegnet. Damit es den Tieren körperlich und psychisch gut geht, muss dieser Bewegungsdrang gestillt werden. Jeden Tag! Für den Besitzer bedeutet dies, dass auch er gut daran tut, sportlich zu sein und den Aufenthalt im Freien, bei Wind und Wetter zu lieben. Diesen Hunden ist es nämlich vollkommen egal, ob es gerade seit Tagen in Strömen regnet oder ob die Sonne brennt. Sie müssen ihrer Energie ein Ventil geben.

Selbstverständlich besitzen die wenigsten Besitzer von Hüte- und Treibhunden eine eigene Viehherde oder sind Hochleistungssportler, die ihrerseits zum Trainieren täglich draußen sind. So muss jeder Besitzer eines solchen Hundes einen Weg finden, um sowohl die körperlichen Bedürfnisse, als auch den intellektuellen Anspruch, den diese Hunde mit sich bringen, stillen zu können. Lange Spaziergänge, Wanderungen, am Fahrrad laufen, verschiedene Hundesportarten – viele Optionen stehen in diesem Punkt offen.

Der Australian Shepherd zählt zu den Hüte- und Treibhunden | Foto: riha.martin13 / Depositphotos.com

Der kleine Unterschied zwischen dem Hütehund und dem Herdenschutzhund

Es ist korrekt: Alle Hunde, die wir in der Gruppe 1, Sektion 1 finden, gehören zu den Hütehunden. Und doch werden einige von ihnen als Herdenschutzhunde bezeichnet. Wo aber finden wir den Unterschied?

  • Der Hütehund ist ein klassisches Arbeitstier.
  • Der Hütehund ist dafür ausgebildet, die Tiere zusammenzutreiben und zusammenzuhalten.
  • Sie sind Experten dafür, kleine Gruppen auf die unterschiedlichen Koppeln und Paddocks zu verteilen.
  • Unter den klassischen Hütehunden finden wir den Australian Shepherd und den Border Collie.
  • Im Hundesport sind sie besonders für die so genannten Sheeptrails zu begeistern, da diese echte Arbeitsbedingungen nachstellen.
  • Der Herdenschutzhund ist wesentlich größer und kompakter als der „reine“ Hütehund.
  • Der Herdenschutzhund hält auch auf größerem Terrain seine Herde zusammen.
  • Der Herdenschutzhund ist zudem in der Lage, die Herde gegen Eindringlinge jeglicher Art zu beschützen, wilde Tiere, Diebe usw..
  • Zu den echten Herdenschutzhunden gehören unter anderem die Kuvasz sowie der Pyrenäen Berghund.

Welche Ansprüche stellen die Hüte- und Treibhunde?

Neben der liebevollen Aufnahme in der Familie bzw. beim Besitzer ist es für jeden Hüte- und Treibhund wichtig, die ausreichende Bewegung zu erhalten, die er für sein Wohlbefinden benötigt. Achten Sie ebenfalls darauf, dass auch der Intellekt stets angesprochen. Langeweile kann bei diesen Hunden schnell dazu führen, dass sie sich selber etwas ausdenken. Und das geht meist nach hinten los.

Die Welpen der Hüte- und Treibhunde kaufen

Diese Hunde werden am besten von seriösen Züchtern gekauft, die selber um die Besonderheit ihrer Hunde wissen und eben dieses Wissen an die Käufer ihrer Welpen weitergeben können. Züchter können über den VDH oder den VaH gefunden werden.

Erste Ausstattung für Hüte- und Treibhunde

Hundefutter für Hüte- und Treibhunde

Hüte- und Treibhunde wurde in früheren Jahrhunderten zumeist bei der Herde gelassen. Daher waren sie bedingt auf sich selbst gestellt. Dies hat sich natürlich auch in der Futterbeschaffung niedergeschlagen. Die eigene Herde sind sie nicht angegangen und haben für sich selbst gejagt, wenn nicht gerade der Schäfer mit Futter vorbeigekommen ist. Somit sind sie auch heute noch keine Kostverächter.

Vielmehr ist es notwendig darauf zu achten, ihnen nur so viel Futter zu geben, wie sie tatsächlich benötigen. Hüte- und Treibhunde, die keine Aufgabe oder Trainingseinheiten im Hundesport haben, sollte nur mit Erhaltungsportionen gefüttert werden. Die Folge von zu viel Futter ist schnelle Fettleibigkeit, die dann nicht so schnell wieder in den Griff zu bekommen ist.

Muss jeder Hütehund eine Herde zum Beschützen haben?

Nein, natürlich nicht. Jeder Hüte- und Treibhund hat unterschiedliche Fähigkeiten. Daher muss man sich mit dem gesamten Potenzial auseinandersetzen, das sie mitbringen. Nehmen wir den Deutschen Schäferhund als Beispiel. Sicherlich könnte er nach wie vor Herden hüten. Dies tut er zuweilen auch.

Vorwiegend aber wird er als Wach-, Schutz- und Diensthund eingesetzt. In diesem Job ist er nicht nur gut, sondern hervorragend. So wird das natürlich Potenzial, das er mitbringt, nicht nur bestmöglich genutzt, vielmehr wurde es weiterentwickelt.

Ähnlich ist es auch mit den anderen Rassen, die wir in dieser Rubrik finden. So wird man den Australian Shepard beispielsweise beim Agility und Obedience wiederfinden. Andere wie der Kuvasz oder der Russische Schäferhund hingegen sind gemächlich, solange ihr Revier in Ordnung ist. Ihr Bewegungsdrang hält sich in Grenzen, sportliche Ambitionen sind nicht vorhanden.

Sind Hüte- und Treibhunde Jagdhunde?

Es ist durchaus möglich, dass diese Hunderassen auch einen guten Jagdtrieb besitzen, wie etwa der Deutsche Schäferhund. Deshalb sind sie aber keine Jagdhunde im klassischen Sinne. Aufgrund ihres genetischen Potenzials, die Tiere zu hüten, ist es dennoch angebracht, sie beim Spazierengehen, insbesondere in Wald und Flur vorsichtshalber an der Leine zu führen, unabhängig von der Jahreszeit. Sonst geraten sie noch in Versuchung, eventuell aufgescheuchte Wildtiere hüten zu wollen.

Sind Hüte- und Treibhunde Familienhunde?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Dafür sind die unterschiedlichen Rassen wortwörtlich viel zu unterschiedlich. Grundsächlich ist es wie mit jeder anderen Hunderasse auch: Stimmt die Grunderziehung, stimmt die Sozialisierung, ist auch das Zusammenleben dieser Hunde mit der Familie, mit Kindern kein Problem.

Auch diese Hunde sind bemüht, ihrem Besitzer zu gefallen und seine Anforderungen zu erfüllen. Besonders gut wird sich die Situation in der Familie erweisen, wenn Hund und Kinder zusammen aufwachsen, gewissermaßen als Team. Denken Sie aber bitte immer an die Konsequenz in der Erziehung des Hundes (und natürlich auch der Kinder).

Leider gibt es ein großes ABER: Bei einigen dieser Hunde handelt es sich um Rassen, die bereits seit Jahrhunderten für den Menschen eigenständig die Herden hüten und treiben. Sie sind ihre Eigenständigkeit gewöhnt, sie liegt ihnen mittlerweile in den Genen. Sicherlich gehorchen sie ihrem einen Menschen aufs Wort. Aber der Rest der Familie ist von ihnen nur akzeptiert. Zum Teil geht es mit der Eigenständigkeit sogar so weit, dass die Hauptbezugsperson anwesend sein muss, wenn Fremde das Grundstück, das Haus betreten.

Sie müssen gewissermaßen das Okay für diesen Besuch geben. Doch auch sie können sich bei sehr guter Sozialisierung bestens mit der Familie verstehen. Diesen Versuch sollten allerdings nur Personen, Familie durchführen, die bereits ausreichend Erfahrung mit diesen Hunden gesammelt haben. Denn eines ist sicher: Hüte- und Treibhunde sind absolut keine Hunde für Anfänger. Deshalb sollten auch nur Familien diese Hunde aufnehmen, die eben über diese Erfahrung verfügen.

Ganz besonders eignen sich die Rassen Puli, Tervueren, Welsh Corgi und Berger Picard, um sich in der Familie zu etablieren.

Können Hüte- und Treibhunde in einer (Stadt-)wohnung gehalten werden?

Auch wenn sich einige der kleineren Rassen dieser Rubrik durchaus an eine Wohnung gewöhnen könnten, solange ausreichend Optionen für die Bewegung und das freie Bewegen gewährleistet sind, sollte davon abgeraten werden, Hüte- und Treibhunde in kleinen Wohnungen zu halten, die keinen Anschluss an einen großen Garten haben. Gegen eine großzügig geschnittene, ebenerdige Wohnung mit freiem Zugang zu einem großen Garten ist nichts einzuwenden.

Die Stadt sollte den Hunden jedoch nicht angetan werden. Sie ist zu laut und viel zu eng für diese Hunde, die ganz einfach einen ganz anderen Bezug zu Freiheit und Natur besitzen als alle anderen Hunderassen. Sie sind viel zu eigenständig, um sich dauerhaft dem Stadtlärm aussetzen lassen zu müssen.

Bitte denken Sie stets daran, dass es nicht nur Ihnen mit der Situation gut gehen muss. Auch der Hund soll sich sein Leben lang wohlfühlen können. Und zu diesem Zweck gehört er in den ländlichen Bereich und benötigt einen großen Garten, den er eigenständig „regieren“ kann. Schließlich ist auch genau dort sein Ursprung – auf dem Lande!

FAQ

🐶 Können Hüte- und Triebhunde in der Stadt gehalten werden?

Nein, das sollte man nicht tun. Versuchen Sie sich in den Hund hinein zu versetzen: Seine ursprüngliche Aufgabe war das eigenständige Hüten- und Treiben von Viehherden. Nicht einmal ansatzweise kann er diesem Drang, der in diesen Tieren tief verwurzelt ist, in der Stadt nachkommen. Egal, wie sehr man seinen Hund liebt, wäre dies absolut keine Haltungsweise, die diesen Hunden gerecht werden würde.

🐶 Wo liegt der Unterschied zwischen einem Hütehund und einem Herdenschutzhund?

Der Hütehund ist für kleine Herden bzw. zum Zusammentreiben und Zusammenhalten sowie als Unterstützung bei der Separierung der Tiere zuständig. Dem Herdenschutzhund obliegt zudem die Aufgabe, die Herde, auch eigenständig, vor Gefahren zu beschützen.

🐶 Sind Hüte- und Treibhunde als Familienhunde geeignet?

Die Frage kann pauschal nicht gestellt werden, denn es kommt in diesem Fall auf die konkrete Hunderasse an. Einige Hunderassen lassen sich sehr gut sozialisieren, sodass sie sämtliche Familienmitglieder gut akzeptieren können und für die Kinder beste Spielkameraden sein können. Andere hingegen wollen den Kontakt zu allen Familienmitgliedern gar nicht. Sie wollen nur „ihren“ Menschen. So ist es von der Hunderasse abhängig, ob sich das Tier als Familienhund eignet oder nicht.

🐶 Welche Hundesportarten kommen für die Hüte- und Treibhunde in Frage?

Zum einen haben die Hundesportvereine Agility und Obedience im Angebot. Hier können die Hunde sowohl ihre körperlichen Bedürfnisse, aber auch ihre Intelligenz beweisen. Informieren Sie sich vor dem Kauf des Hundes, denn einige der Hütehunde haben dieses Bewegungsbedürfnis nicht. Sie bewegen sich nur, um ihr Revier zu kontrollieren und ihre Herde unter Kontrolle zu halten. Ist alles in Ordnung, können sie doch den Tag problemlos verschlafen, bis der Postbote kommt, nicht wahr? Sie sind weder für Hundesport noch für das Spielen mit den Kindern zu begeistern.

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