Jagdhunde

Jagdhunde
Jagdhunde | Foto: ellenamani / Depositphotos.com

Hunde sind der beste Freund des Menschen, so sagt man. Dies gilt aber ganz besonders für die Hunde, die einer konkreten Aufgabe, gewissermaßen einer Arbeit nachgehen. Die Prägung, die der Hund auf den Menschen trägt, ist bei keinem anderen Tier so intensiv. So ist es nicht verwunderlich, dass der Mensch sich die instinktiven Eigenschaften, die der Hund von seinem Vorfahren, dem Wolf, in der Zucht konkret weiterentwickelt. Unter anderem ist auf diese Weise der Jagdhund gezüchtet worden.

Die Entwicklung des heutigen Jagdgebrauchshund, wie er korrekt genannt wird, hat bis zum heutigen Stand sicherlich lange gebraucht. Und doch ist bei den alten Jagdhunderassen zu bemerken, dass sie auch schon in früheren Jahrhunderten vorzügliche Arbeit geleistet haben. Schauen wir uns ihren Werdegang bis heute einmal genauer an, um sie besser zu verstehen.

Ausbildung – nach Vorschrift

Der Einsatz von Jagdhunden ist nach den unterschiedlichen Landesjagdgesetzen geregelt. Bei verschiedenen Jagdvarianten ist der Einsatz von brauchbaren Jagdhunden sogar explizit vorgeschrieben. Unter Brauchbarkeit wird die minimale Ausbildung des Hundes gesehen, um den Anforderungen jagdlicher Anforderungen sowie Gehorsam verstanden. Sie wird mittels einer Prüfung bestätigt. Diese Bestätigung wird von den meisten Jagdhundeversicherern eingefordert, bevor der Versicherungsschutz in Kraft treten kann. Die Vorschriften für die Brauchbarkeits- bzw. Jagdeignungsprüfung wird von den Bundesländern aufgestellt, sodass sie unterschiedlich ausfallen können.

Zudem gibt es noch die Verbandsprüfung des Jagdgebrauchshundeverbandes (JGHV). Sie geht weitestgehend konform mit den Prüfungsvorschriften der einzelnen Bundesländer. Sie wird von den meisten Bundesländern als notwendiger Prüfungsnachweis anerkannt. Folgende „Fächer“ muss ein Jagdhund bei der Prüfung beherrschen:

  • Gehorsam: Hierzu gehören allgemeiner Gehorsam, Leinenführigkeit sowie das Verhalten auf dem Stand.
  • Schussfestigkeit sowohl im Wald als auch im Feld
  • Das Bringen von Haarwild auf der Schleppe
  • Das Bringen von Federwild auf der Schleppe
  • Freiverlorensuche sowie das Bringen von Federwild
  • Schussfestigkeit bei der Wasserarbeit
  • Verlorensuche im deckungsreichen Wasser
  • Schweißarbeit mit künstlicher Wundfährte
  • Stöbern mit Ente im deckungsrechen Wasser (Achtung – nur möglich, wenn das Landesgesetzt dieses erlaubt)

Für Zuchttiere werden zusätzlich entsprechende Zuchteignungsprüfungen durchgeführt. Es wird zum einen die Verbandsjugendprüfung (VJP) sowie die Herbstzuchtprüfung (HZP) durchgeführt. Mit diesem Prüfungserfolg qualifiziert sich das Tier für die Eignung sowie die zukünftige Verwendung sowohl im täglichen Einsatz als auch in der Zucht.

In der VJP (Verbandsjugendprüfung) werden folgende Themen jedes Jahr im Frühjahr behandelt:

  • Führigkeit
  • Vorstehen
  • Nase
  • Suche
  • Spurenarbeit

Dabei wird zwar festgestellt, aber nicht beurteilt:

  • Die Art des Jagens: stumm, fraglich, waidlaut, sichtlaut, spurlaut.
  • Gehorsam
  • Schussfestigkeit: schussscheu, stark schussempfindlich, schussempfindlich, leicht schussempfindlich, schussfest
  • Scheue oder Ängstlichkeit: nicht feststellbar, nervös, schreckhaft, scheu, handscheu, ängstliche Haltung gegen Fremde, Scheue bei lebendem Wild

Gebiss, Augen sowie die Hoden des Rüden werden ebenfalls überprüft.

Auch bei der Herbstzuchtprüfung (HZP) werden die Anlagen des Jagdhundes sowie die Durchführung der einzelnen Aufgaben überprüft. Tiere, die in der Feld- und Wasserarbeit zum Einsatz gebracht werden sollen, müssen zudem entsprechende Prüfungen über sich ergehen lassen:

  • Wasserarbeit mit den Unterbereichen: Stöbern mit Ente sowie Verlorensuche im deckungsreichen Wasser
  • Verlorenbringen von Federwild: für gewöhnlich Federwildschleppe von 150m
  • Die Haarwildschleppe

Zudem wird der Gehorsam, die Freude am Arbeiten sowie die Art des Bringens und selbstverständlich der Körperbau und die Veranlagung überprüft.

Die wichtigste Prüfung, auch Meisterprüfung genannt, ist die VGP, die Verbandsgebrauchsprüfung. In ihrem Verlauf werden lediglich die Leistungen des Hundes geprüft und beurteilt. Diese Prüfung hat einen sehr strengen, klar gegliederten Aufbau, der nur in groben Zügen an dieser Stelle wiedergegeben werden kann:

  • Waldarbeit: Hierzu werden Haarwildschleppe, Stöbern, Bringen von Fuchs über Hindernis, Totverweisen bzw. -verbellen eingeordnet.
  • Wasserarbeit: Hierzu zählen Stöbern mit und ohne Ente, Verlorensuche sowie Bringen aus deckungsreichem Gewässer
  • Schussfestigkeit im Gewässer
  • Feldarbeit: Nasengebrauch, Suche, Vorstehen, Manieren am Wild sowie das Nachziehen, Verlorensuche und Bringen von Federwild finden wir in dieser Kategorie.
  • Gehorsam: Gehorsam beinhaltet mehr Aspekte, als man denken mag – allgemeiner Gehorsam, Leinenführigkeit, Verhalten auf dem Stand, Folgen frei bei Fuß, Ablegen, Benehmen vor eräugtem Feder- und Haarwild sowie natürlich die Schussruhe.

Ausschließlich Hunde, die bei der VGP den I., II. oder III. Preis erlangen konnten, werden im Anschluss in das Gebrauchshunde-Stammbuch aufgenommen.

Leistungszeichen

Sie können zusätzlich zu den Erfolgen in den o.g. Prüfungen erzielt werden. Auch ohne bemerkenswerte Leistungen in den obigen Prüfungen werden diese Leistungszeichen für das Absolvieren dieser Aufgabenkonstellation vergeben.

  • Das Armbruster-Haltabzeichen (AH): Es zeigt an, dass der Hund bei eräugtem Wild besonderen Gehorsam zeigt.
  • Der Härtenachweis: Bei der Jagd gestellte Waschbären, wildernde Katzen, aber auch Raubwild werden vom Hund abgetan.
  • Lautjagernachweis: Spurlaut jagt der Hund das Wild bzw. folgt der Schweißfährte.
  • Verlorenbringernachweis: An mindestens 300 Meter Wundspur hat der Hund. Sie sollte von einem nicht eräugten Fuchs oder Hasen sein. Das Stück Wild ist dem Führer zu bringen.
  • Bringtreue: Ohne Einfluss seines Führers soll der Hund in der Lage sein, ein kaltes Stück Wild zu finden und seinem Führer zu bringen.

Unbrauchbare Hunde in der Jagdpraxis

Zu diesen gehören so genannte Totengräber, hochgradige Rupfer, Anschneider und Knautscher. Werden diese Eigenschaften in einer Prüfung festgestellt, kann der Hund die Prüfung nicht mit dem Prädikat „bestanden“ beenden.

Während der Brut- und Aufzuchtzeit ist eine Prüfung in Gewässern nicht möglich. Auch die Ausbildung muss in diesem Zeitraum ruhen.

Die Aufgabe der Spezialisten

Diese Bezeichnung erhalten die Jagdhunde, die in der Lage sind, der so genannten Roten Fährte, also der Blutspur eines Schalenwildes, zu folgen. Zu diesen Spezialisten gehören

Bereits seit Jahrhunderten sind sie auf die besondere Aufgabe der Nachsuche vorbereitet, explizit ausgebildet. Selbstverständlich müssen sie eine Prüfung zum Nachweis ihrer Fähigkeiten ablegen. Nur wenn diese Prüfungen tatsächlich bestanden werden, dürfen sie auch zur Nachsuche eingesetzt werden. In Forsten werden Fährten ausgelegt, die eine Länge von mindestens 1.000m aufweisen.

Annähernd dreieckige Haken muss die gewählte Fährte aufweisen. Zudem befinden sich auf der gelegten Fährte zwei Wundbetten sowie mindestens 6 Verweiserstücke zu der obligatorischen Fährte. Um das Ganze zu erschweren, darf die gesamte Fährte mit nicht mehr als einem Viertelliter getropft oder gegossen werden.

Auch wenn die oben genannten Hunderassen die Reihe der Spezialisten anführen, können auch Individuen anderer Jagdhundrassen die Kunst des Schweißfolgens in einer separaten Ausbildung erlernen. Allerdings fällt diese nach konkreten Vorgaben aus, sodass von wirklichen schweren Lektionen für ausschließlich charakterstarke Tiere auszugehen ist.

Spezialprüfungen für Erd- und Bauhunde

Natürlich müssen auch diese „Spezialisten“ besondere Prüfungen ablegen, die Jagdhunde der Feld- und Wasserjagd nicht bestehen müssen. In diesem Fall sind es die Zuchtvereine, die für die Zusammenstellung der besonderen Prüfungsinhalte, aber auch die Durchführung der Prüfungen zuständig sind. Insbesondere ist hierbei auf die unterschiedliche Größe und Körperform der betroffenen Hunderassen zu achten. Nicht alle Erd- und Bauhunde können das gleiche Wild in seinen Bau verfolgen. Je kleiner das Wild, desto kleiner muss auch der Hund sein, der diesen Bau „ausnehmen“ soll.

Auch wenn es nicht explizit vermerkt ist, sind sowohl die Stöber- als auch die Erdhunde bestens in der Lage, Wild aufzuspüren. Natürlich muss er hierzu vollkommen sicher in der Arbeit der Fährten- und Spurlautgebung sein. Ob ein Hund diese Lektionen lernen kann oder nicht, liegt in seinem genetischen Code. So wird zunächst eine Anlagenprüfung durchgeführt, bevor ein Hund diese anspruchsvolle Ausbildung beginnen darf. Sollten nicht ausreichend Anlagen vorhanden sein, wird der Hund dem Stress der intensiven Ausbildung nicht ausgesetzt. Neben all den notwendigen Anlagen ist eine ganz besonders hervorzuheben – die Schussfestigkeit.

Allgemeines zu Jagdhunden

Jagdhunde können ein hohes Lebensalter erreichen, wenn sie gut gehalten und gepflegt werden. Die meisten Hunderasse weisen ein mögliches Lebensalter von 12 – 18 Jahren auf. Es ist also notwendig zu wissen, dass man sich für einen sehr langen Zeitraum um diesen Hund kümmern muss, auch wenn er ein echter Senior geworden ist.

Im Idealfall wird der Jagdhund, obwohl er seiner Hauptaufgabe, der Jagd, nachgeht, voll in eine Familie integriert. Somit wird er während seiner „Freizeit“ wie ein ganz normaler Familienhund gehalten. So muss auch er soziale Kontakte zu seiner Meute, anderen Hunden und Tieren halten.

Grundsätzlich können verschiedene Jagdhundearten auch als reine Familienhunde gehalten werden. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dieser Hund durch seine Abstammung und seiner ursprünglichen Aufgabe besondere Anforderungen stellt. So ist ein sehr hohes Bewegungsprofil zu erfüllen.

Ein Jagdhund benötigt zwei bis vier Stunden Bewegung pro Tag. Dies kann durch lange Spaziergänge oder auch einen passenden Hundesport erfüllt werden. Wichtig ist es, diesem Bewegungsdrang nachzukommen, um den Hund zufrieden zu halten. Sollte diesem Grundanspruch des Tieres nicht nachgekommen werden, so ist es möglich, dass sich Verhaltensstörungen einstellen. Diese können vielfältiger Art und sehr vielen unterschiedlichen Behandlungsmethoden bedürfen.

Sollten Sie sich für einen Jagdhund entscheiden, so achten Sie bitte auch auf die möglichen Erbkrankheiten, die im Laufe der Jahrhunderte durch die Zucht entstanden sind. Es wird von seriösen Züchtern und Zuchtverbänden stets versucht, sämtliche relevanten Erkrankungen zu erkennen und bei der nächsten Zuchtgeneration auszuschließen. Dies wird in den Zuchtprüfungen geprüft. Tiere, die diesen Teil der Prüfung nicht bestehen, können nicht zur Zucht zugelassen werden. Zum Wohle aller folgenden Generationen ist dies ein sehr gutes Vorgehen.

Welche Jagdhunderassen gibt es heute?

Um es vorwegzunehmen: Es gibt viele Jagdhunderassen, so viel steht fest. Allerdings müssten diese noch in unterschiedliche Arten unterteilt werden. Denn auch bei dem Jagdhund gilt: Nicht alle sind gleich!

  • Schweißhunde: Alpenländische Dachsbracke, Bayrischer Gebirgsschweißhund, Hannoverscher Schweißhund
  • Stöberhunde: z.B. Deutscher Wachtelhund, alle Arten der Spaniel, Kooikerhondje
  • Erd- oder Bauhunde: Border Terrier, Dackel (auch Dachshund genannt), Deutscher Jagdterrier, Jack Russel Terrier, Fox Terrier, Welsh Terrier, Parson Terrier und andere
  • Vorstehhunde: z.B. Kleiner Münsterländer, Weimaraner, Deutsch Kurzhaar, Deutsch Drahthaar, English Pointer, English Setter und viele mehr
  • Apportierhunde: z.B. Golden Retriever, Nova Scotia Retriever, Chesapeak Bay Retriever, Labrador Retriever, Flat Coated Retriever, Curly Coated Retriever
  • Bracken und Laufhunde: z.B. Brandlbracke, Kurzhaarige Istrianer Bracke, Tiroler Bracke, Finnenbracke und viele andere; Laufhunde – Beagle, Basset, Griffon Fauve de Bretagne, Schweizer Laufhund, Chien d’Artois und viele andere

Wie man sehen kann, gehören so einige Hunderassen zu den Jagdhunden. Vermutlich ist dies der Punkt, an dem viele Hundebesitzer erst bemerken, dass auch ihr vierbeiniger Freund in diese Rubrik einzuordnen ist. Sicherlich haben sich in der heutigen Zeit viele dieser Hunde wie etwa der Jack Russel Terrier oder der Labrador Retriever als wunderbare Haus- und Familienhunde etabliert. Sicherlich ist es eine Frage der Zucht, ob ihre Jagdinstinkte noch voll vorhanden sind oder nicht. Andererseits ist es stets eine Frage der Erziehung, in welche Richtung das vorhandene Potenzial gedreht wird.

Beagle-Rudel auf der Jagd
Beagle-Rudel auf der Jagd | Foto: pauws99 / Depositphotos.com

FAQ

🐶 Gibt es konkrete Rassen, die besonders als Jagdhund geeignet sind?

Ja, viele heutige Hunderassen, die als Familien-, Begleit- oder Gesellschaftshund bei den Menschen leben, gehen aus einer früheren Jagdhunderasse hervor. Verschiedene von ihnen sind auch heute noch als reine Jagdhunde mit Familienanschluss bei ihren Besitzern. Bei anderen Rassen ist der Jagdtrieb weitestgehend abgezüchtet worden. Am besten informieren Sie sich eingehend, bevor Sie sich für eine Jagdhundrasse entscheiden, ob diese als Familienhund eine gute Wahl ist oder nicht.

🐶 Kann automatisch jeder Jagdhund Dienst im Revier tun?

Nein, um tatsächlich an der Seite eines Jägers arbeiten zu können, muss jeder Jagdhund eine Prüfung ablegen, die seine Fähigkeiten für diese Arbeit bestätigt. Ohne diese Prüfung kann er nicht zum Einsatz gebracht werden. Sie gilt gewissermaßen als Befähigungsnachweis. Mit diesem weiß jeder Jäger, dass er sich auf den Hund verlassen kann.

🐶 Ist es jedem Hund möglich, jede Jagdhunde-Aufgabe zu übernehmen?

Nein, jeder Hund kann nur in den Aufgabenbereichen aufgehen, die von seiner Veranlagung, seiner genetischen Herkunft her mitbringt. So wird ein Erdhund aufgrund des fehlenden Potenzials nicht als Apportierhund zur Wasserjagd ausgebildet werden.

🐶 Was passiert mit einem Jagdhund, wenn er in die Jahre kommt?

Im optimalen Fall ist jeder Jagdhund auch gleichzeitig in die Familie des Jägers integriert. Somit wird er, wenn er für die Arbeit auf der Jagd und im Revier zu alt geworden ist, seine restlichen Jahre als Familienhund ein gutes Leben führen. Denn eines sollte von einem souveränen Jäger zu erwarten sein: Der Hund, der ihm ein Leben lang auf der Jagd zur Seite stand, wird bis zu seinem Ende in der Familie gehegt und gepflegt, genau so, wie er es bedarf. Das hat er sich redlich verdient.

🐶 Was passiert, wenn ein Jagdhund die Jagdhundegebrauchsprüfung nicht besteht?

In diesem Fall wird der Hund, wenn möglich in der Familie des Hundes als Familienhund verbleiben können. Ist dies nicht möglich, wird dem Hund ein adäquates Zuhause gesucht. Hierbei sollte es sich um Menschen handeln, die sich auf die besonderen Bedürfnisse des Tieres verstehen und ihm ein artgerechtes Leben mit viel Bewegung bieten können. Der bisherige Halter wird die neuen Besitzer sehr sorgfältig auswählen, damit es seinem Hund stets gut geht.

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