Angst vor dem Tierarzt – was dem Hund wirklich hilft

Viele Hunde haben Angst vor dem Tierarzt
Schon im Welpenalter sollte der Hund schrittweise an den Veterinär gewöhnt werden. Umso eher weiß und versteht er, dass der Besuch nicht automatisch etwas Schlimmes verheißt. | Foto: 12019 / pixabay.com

Gelegentlich ist ein Tierarztbesuch mit dem Hund unumgänglich. Für viele Vierbeiner gleicht er einer Tortur: Erst das hektische Durcheinander im Wartezimmer, anschließend die Untersuchung von einer unbekannten Person. Nicht selten passiert es, dass die Vierbeiner vor Angst wimmern oder sich durch die Situation bedroht fühlen. Im folgenden Artikel gehen wir näher darauf ein, wie sich die Angst vor dem Tierarztbesuch bei Hunden minimieren lässt. Weiterhin erklären wir, mit welchen Mitteln und Techniken sich der gestresste Hund entspannt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die besonders scharfen Sinne des Hundes tragen maßgeblich dazu bei, dass er beim Tierarzt Angst bekommt. Die fremde Umgebung sowie die vielen unbekannten Gerüche machen den Hunden instinktiv Angst. Als sensibles Tier kann der Hund außerdem die Angst seiner Artgenossen wahrnehmen.
  • Bei chronischen Angstzuständen, die vor jedem Tierarztbesuch auftreten, können verschiedene Maßnahmen helfen. Mithilfe der richtigen Erziehung und eindeutigen Kommandos sowie einer Transportbox kann sich der Hund schrittweise an den bevorstehenden Arztbesuch „gewöhnen“.
  • Der Arztbesuch selbst sollte so entspannt wie möglich Damit sich der Hund beruhigt, hilft es, selbst Ruhe zu bewahren. Das überträgt sich auf den Hund. In einer extremen Angstsituation kann das Warten auf dem Parkplatz die Sinne des Vierbeiners entspannen. Auch ein frühzeitiger Termin beim Tierarzt, etwa innerhalb der ersten Sprechstunde des Tages, kann den Hund mental entlasten.

Der Angst vor dem Tierarzt schon vor dem Besuch entgegenwirken

Grundsätzlich sollte so früh wie möglich begonnen werden, dem Hund die Angst vor dem Tierarzt zu nehmen. Um den Hund bestmöglich auf die Untersuchung vorzubereiten, ist die richtige Erziehung vonnöten. Mithilfe harmloser „Tricks“, etwa einer simulierten Ganzkörperuntersuchung, verliert der Hund schrittweise seine Angst vor fremden Berührungen. Heikle Körperteile wie Maul, Pfoten, Augen und Ohren gilt es dabei nicht auszulassen. Auch das „Zähnezeigen“ auf Kommando sollte zur „Untersuchung“ dazugehören. Idealerweise lässt sich die Situation simulieren, indem der Hund auf einer glatten Oberfläche sitzt. Nach dem Check wird der Hund selbstverständlich angemessen belohnt.

Angstpatienten in einer großen Box transportieren

Während der Fahrt zum Tierarzt sollte der Hund in einer geeigneten, gesicherten Hundetransportbox aus Aluminium geschützt sein. In der stabilen Transportbox sorgt ein aus dem Haushalt stammendes Handtuch für vertraute Gerüche. Selbstredend sollte die Fahrt zum Veterinärmediziner ohne Umwege auf der schnellsten Route erfolgen. Falls ein verletztes Tier als Notfallpatient zum Tierarzt kommt, sind seine Gliedmaßen weich und stabil zu betten.

Ersten Termin des Tages wahrnehmen

Ängstliche Patienten gilt es, so früh wie möglich am Tag in ärztliche Obhut zu übergeben. Oft reicht es für einen Hund aus, kurz nach der Praxisöffnung beim Tierarzt zu sein. Zu diesem Zeitpunkt haftet den Räumen ein neutralerer Geruch an, da noch keine anderen Patienten eingetroffen sind. Schon dieser Umstand macht den Besuch für den Hund stressfreier und angenehmer.

Beschnuppern und „Probebesuche“ vereinbaren

Ein vorheriges Kennenlernen des Tierarztes kann erstes Vertrauen stiften. Ein Hund, der den Tierarzt schon beschnuppert hat, nimmt die Praxis anschließend weniger ängstlich wahr. Bei diesem kurzen Kennenlernen sollte noch keine Untersuchung stattfinden. So bleiben dem Hund anstelle schmerzhafter Spritzen positive Momente im Gedächtnis.

Viele Hunde haben Angst vor dem Tierarzt
Schon im Welpenalter sollte der Hund schrittweise an den Veterinär gewöhnt werden. Umso eher weiß und versteht er, dass der Besuch nicht automatisch etwas Schlimmes verheißt. | Foto: 12019 / pixabay.com

Beim Spaziergang am Tierarzt vorbeilaufen

Um die Panik vor dem Tierarzt beim Hund abzumildern, sollte dieser oft in der Nähe der Praxis sein. Es kann schon helfen, regelmäßig beim Gassigehen die Praxis zu streifen. Hierdurch nimmt der Hund den Tierarzt irgendwann als etwas Alltägliches wahr.

Sich bei der Untersuchung richtig verhalten

Hunde sind ebenso empfindsame Wesen wie Menschen. Das menschliche Verhalten kann folglich dazu führen, dass sich Stress- und Angstgefühle auf den Hund übertragen. Damit der ärztliche Check stressfreier verläuft, sollte auch das eigene Verhalten beobachtet und angepasst werden.

  • Der Hund reagiert auf die Stimmungen des Menschen. Mitleid hilft dem Vierbeiner nicht, sondern bestärkt ihn in seiner Angst.
  • Ungeduldige Gemütszustände übertragen sich ebenfalls auf den Hund. Er beginnt folglich ebenso damit, hin- und herzuzappeln und seine Ruhe zu verlieren.
  • Leckerlies können in Absprache mit dem Arzt während und nach der Untersuchung gereicht werden. Mitunter bekommt der Hund die schmerzhaften Spritzen gar nicht mehr mit, wenn er sich aufs Fressen konzentriert. Die Belohnungen helfen dem Hund, den Mediziner nicht mehr mit schmerzhaften Erinnerungen und Gefühlen zu verknüpfen.

Hausbesuch für überängstliche Hunde

Hunde fühlen sich in den eigenen vier Wänden am wohlsten. In der gewohnten Umgebung fühlen sie sich sicher und geborgen und verspüren weniger Angst. Falls die Panik vorm Tierarzt trotz aller Maßnahmen nicht abnimmt, kann ein Hausbesuch des Arztes eine Lösung sein. Zunächst beschnuppert der Hund den Arzt wie jeden normalen Gast. Ihm bleibt bei einem Hausbesuch ausreichend Zeit, um sich an die fremde Person zu gewöhnen. Selbstredend ist auch der Hausbesuch des Veterinärs für den Hund nicht angenehm. Doch ist dieser nicht fortwährend fremden Artgenossen und stressbeladenen Gerüchen ausgesetzt, was den ärztlichen Check vereinfacht. Sofern der Arzt für den medizinischen Check keine speziellen Instrumente benötigt, ist solch ein Hausbesuch in der Regel kein Problem.

Bachblüten können Hunden bei Angst helfen
Bachblüten-Mischungen wie Aspen, Rock Rose und Mimulus helfen gestressten und ängstlichen Hunden. | Foto: dieter444 / pixabay.com

Bei anhaltender Angst – Hund beruhigen

In akuten Angstsituationen hilft es, den Hund zu beruhigen. Gezielte Entspannungstechniken oder konditionierende Übungen tragen langfristig zur Beruhigung bei. Auch von musikalischen Klängen profitieren Hunde in einer angsterfüllten Situation. Allerdings zeigt jeder Hund auf die verschiedenen Musik-Genres unterschiedliche Reaktionen. Zunächst gilt es also vor dem Tierarztbesuch herauszufinden, welche Musik der Vierbeiner als wohltuend empfindet. Im Handel gibt es ein spezielles Musik-Entspannungsgerät für Hunde zu kaufen. Das Soundmodul mit hochfrequentierten Wellen ist einstellungsabhängig von Mensch und Tier oder ausschließlich für den Vierbeiner hörbar.

Auch Beruhigungsmittel stellen eine Möglichkeit dar, dem Hund schonend die Angst zu nehmen. Natürliche und homöopathische Mittel erweisen sich dahingehend als verträglicher als chemische Wirkstoffe. Oftmals lassen sich die Beruhigungsmittel für Hunde einfach ins Futter mischen. Obwohl die natürlichen Wirkstoffe die Anspannung verringern, sollten sie temporär begrenzt eingesetzt werden. Auch gilt es zu bedenken, dass sie die eigentliche Ursache nicht bekämpfen. Sofern die Angst vor dem Tierarzt nachhaltig anhält, kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, tierpsychologische Hilfe zu beanspruchen.

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