Canicross, der Sport für die echten Powerteams

Canicross
Canicross | Foto: man_kelly / Depositphotos.com

So einige neue Hundesportarten haben sich auch in Deutschland etabliert. Aber Achtung – einige von ihnen sind nur für echte Powerteams geeignet. Eine dieser Hundesportarten ist das Canicross. Es bietet eine optimale Gelegenheit, die eigene Fitness zusammen mit dem Hund zu trainieren. Denn beim Canicross handelt es sich um einen Querfeldein-Lauf mit dem Hund, der über einen Gurt direkt mit dem Besitzer verbunden ist.

Hört sich das ganze Vorhaben anstrengend an? Ja, das ist es auch. Sie werden sehen, dass man schon beim Lesen ins Schwitzen geraten kann.

Kurz erklärt – Canicross, eine Definition

Beim Canicross sind Hund und Herrchen durch die Leine, die am Bauchgurt des Menschen befestigt ist, fest miteinander verbunden. Böse Zunge beschreiben diese Sportart wie folgt: „Der Hund zieht den Menschen an der eingehakten Leine hinter sich her, quer durch das Gelände, über Stock und Stein.“. Natürlich aber sieht die Realität für gewöhnlich nicht so aus. Teams, die sich nicht einig sind, wer das Sagen hat, können allerdings doch einmal diesen Eindruck vermitteln.

Genau genommen hat Canicross seine Anfänge allerdings im Skijöring gefunden. Sie kennen Skijöring? Der Schlitten- oder Skifahrer wird von einem Pferd oder einem Hund gezogen. Da gibt es richtige Wettkämpfe. Ein Sport, der in Skandinavien sehr beliebt ist. Und ähnlich wird es ja auch bei Canicross gemacht. Denn der Läufer ist über die Leine mit dem Hund verbunden und wird, zumindest bedingt, von ihm gezogen. Denn der Hund ist immer voran.

Ob das Team gut eingespielt ist, sieht man daran, dass die Leine zu 100% gespannt ist und der Läufer tatsächlich vom Hund gezogen wird. Von Weitem allerdings sieht es nicht immer so aus. Genau dies ist aber auch die Kunst des Canicross – dass Hund und Läufer ein Tempo laufen und bestens aufeinander eingestimmt sind. Als eingespieltes Team wissen sie um die Stärken und Schwächen des anderen und verstehen sich nahezu wortlos. Als Teamkameraden sind sie gleichwertig.

Wann genau die ersten Canicross-Läufer sich auf dem europäischen Festland einfanden, ist nicht dokumentiert worden. Jedoch weiß man genau, wann die ersten Wettkämpfe des Canicross in Frankreich stattfanden: In den 1980zigern. Daraus wird geschlossen, dass das Laufen mit Zughund hier auch seine Anfänge fand. Tatsache ist aber, dass es sich in Windeseile über den gesamten Kontinent verbreitet hat.

Als wäre es ansteckend, haben sich überall Läufer mit Zughunden eingefunden, um über Stock und Stein zu laufen. Da es für den Menschen einen enormen Fitness-Faktor mit sich bringt, wurde diese Sportart auch unter dem Breitensport-Aspekt eingeordnet. Das Motto lautete damals wie heuten „Fit und gesund durch Sport mit dem Hund“. Ein Motto, dem sich nicht nur junge Hundehalter gerne angeschlossen haben.

Das Canicross sollte auf keinen Fall mit dem Geländelauf mit Hund verwechselt werden. Denn auch für diesen gibt es regelmäßig Wettkämpfe. Allerdings sind die Strecken hier streng begrenzt. Die Wettkampfsvorschriften haben die unterschiedlichen Längen konkrete festgelegt, sodass nicht davon abgewichen wird. Zudem wird hier kein Zug auf den Menschen ausgeübt. Beim Canicross schon. Bei den Canicross-Wettkämpfen bleibt den Veranstaltern sehr viel mehr Spielraum in puncto Streckenlänge. Sie können selber entscheiden, welche Längen sie anbieten und auch wie die einzelnen Streckenabschnitte gestaltet sind. Es ist eben ein Crosslauf, bei dem man nicht immer im Vorweg weiß, was einen auf der Strecke erwartet.

Die Grundausstattung

Für den Läufer besteht diese aus atmungsaktiver Laufkleidung, die selbstverständlich der Witterung angepasst sein sollte. Ebenso selbstverständlich sind gute Laufschuhe. Vergessen wir nicht: Es geht eventuell wortwörtlich über Stock und Stein. Das wichtigste Element der Ausrüstung ist allerdings der Leinengürtel. An diesem speziellen Gürtel kann die Hundeleine eingeklinkt werden.

Zudem sind noch Fächer für Leckerchen sowie die Wasserflasche für den Läufer möglich. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf eine gute Verarbeitung sowie die Ausstattung mit einem Panikhaken. Sollte es tatsächlich zu einer brenzligen Situation kommen, können Hund und Mensch schnell getrennt werden.

Sicherlich ist es geplant, dass Hund und Herrchen das gleiche Tempo einlegen. Sollte der Hund aber doch einmal vorpreschen und am Gurt ordentlich rucken, sollte dieser dem Ganzen selbstverständlich standhalten können. Auch befindet sich die Leine stets im gespannten Verhältnis. Robust ist vermutlich das richtige Wort. Die Leine sollte über einen Rückdämpfer verfügen. Sie sollte eine Länge von 2 m nicht überschreiten. Der Rückdämpfer nimmt zu starke Züge auf und schont auf diese Weise den Rücken des Menschen.

Der Hund erhält ein Geschirr, am besten ein Zuggeschirr. Denn das Zuggeschirr ist derart gestaltet, dass es dem Hund die größtmögliche Bewegungsfreiheit bietet. Zugleich werden Lunge und Brustkorb so weit wie möglich entlastet und vom Geschirr nicht beeinträchtigt. Selbstverständlich ist auch die Verarbeitung dieses Geschirrs wichtig. Robust muss es sein, vollkommen witterungsbeständig und atmungsaktiv. So lassen sich Schweißbildung unter den Geschirrgurten und somit Scheuerstellen vermeiden. Achten Sie auf weiche Kanten.

Im Westen wird es interessant

Auch wenn der Hundesport in Deutschland einen sehr großen Stellenwert einnimmt, sind wir in Sachen Canicross noch nicht so weit vorne angesiedelt. Woran es liegen mag? Vielleicht ist es ein Zeitfaktor oder aber die Tatsache, dass die Zahl der Jogger und Langstreckenläufer unter den Hundehaltern doch nicht so groß ist wie vermutet.

Tatsache ist es jedenfalls, dass insbesondere in den Niederlanden und Belgien viele entsprechende Events und Wettkämpfe stattfinden. Die meisten Termine befinden sich aufgrund der angenehmeren Witterung und der guten Trainingsmöglichkeiten während des Sommers im Herbst. Sollten Sie interessiert sein, halten Sie sich im Herbst einige Wochenende frei.

Mittlerweile ist auch die Fangemeinde dieser Hundesportart in Deutschland angewachsen. Vielerorts werden neue Gruppen gegründet, um sich auszutauschen und gemeinsam zu laufen.

Aber für wen ist der Canicross eigentlich geeignet?

Es ist nicht nur die Begeisterung am Laufen, die Hund und Herrn zusammenbringt. Auch das Gewichtsverhältnis muss stimmig sein. Vergessen wir nicht, ein gewisser Zug soll stets auf den Läufer ausgeübt werden. Somit ist ein zierlicher Windhund, der schnell laufen kann, dennoch nicht geeignet, um einen Zug auf den Läufer von 100kg Gewicht auszuüben, den dieser in der gewünschten Form spürt.

Natürlich sind Huskys die optimalen Laufpartner. Denn Laufen ist nun einmal ihr Leben. Ob sie dabei einen Schlitten oder einen Menschen ziehen, ist ihnen letztlich egal. Hauptsache, sie dürfen in ihrem Element sein und sich nach Herzenslust verausgaben.

Aber auch alle anderen Hunde, die gerne laufen, können, wenn sie dem Gewicht des Läufers entsprechen, für diesen Hundesport eingesetzt werden. Sogar sportliche Pudel wurden bereits auf Wettkämpfen gesichtet. Damit die richtige Wahl getroffen werden kann, sollte man sich als Anfänger von einem versierten Canicross-Läufer / -Trainer beraten lassen. Schnell neigt man dazu, an den Geländelauf mit Hund zu denken.

Keine Angst vor dem Wald

Der Wortteil „Cross“ ist wörtlich zu nehmen. Langweilige Strecken, die ausschließlich geradeaus führen und immer schön auf den Wegen bleiben, werden Sie im Canicross nicht so oft finden. Ab durch die Mitte geht es auch einmal quer durch den Wald. Für den Hund sind die Waldstrecken am schönsten, da sie eine Wohltat für die Pfoten sind. Bergauf, bergab, über Hügel, Steigungen, ebenen und unebenen Boden. Lassen Sie sich überraschen, wenn Sie an einem Wettkampf teilnehmen, was für tolle Ideen bezüglich der Strecke sich umsetzen lassen.

Sollten Sie beim heimischen Training quer durch den Wald rennen wollen, sprechen Sie sich bitte zuvor mit dem Waldbesitzer, dem Waldpächter bzw. dem Revierförster ab. Sie werden Ihnen ganz klar sagen können, auf welchen Wegen, in welchen Waldabschnitten Sie sich frei bewegen können. Bitte bedenken Sie, dass nicht alle Wälder zum Staatsforst gehören, sondern es sich bei ihnen um Privatbesitz handelt.

Diesbezüglich soll, ohne den Spaß verderben zu wollen, auch an die Setz- und Brutzeit erinnert werden. In dieser Zeit ist es aus Respekt vor den Wildtieren vielleicht besser, dass man doch auf den regulären Wald- und Feldwegen bleibt, um die Wildtiere und ihren Nachwuchs nicht zu stören.

Noch einmal das Thema Waldboden: Für das Gespann ist der Waldboden eine echte Herausforderung. Auf Steine, Wurzeln, Löcher und vieles mehr kann man hier stoßen. Es ist also während dieser Teilstrecken eine große Konzentration notwendig, um sie heil zu überstehen. Dies gilt für Hund und Mensch gleichermaßen.

Canicross-Wettkampf
Canicross-Wettkampf | Foto: man_kelly / Depositphotos.com

In welchem Alter kann mit Canicross begonnen werden?

Wer mit dieser Hundesportart beginnen möchte, sollte nicht vor Beendigung des ersten Lebensjahres des Hundes damit beginnen. Bedenken Sie, dass Sie die Führung des Gespanns an den Hund abgeben. Das bedeutet, dass die Kommandos „rechts“, „links“ und „zieh“ Ihr einziges Hilfsmittel sind, um den Hund zu lenken.

Der Hund soll ziehen, eine Verhaltensweise, die beim normalen Gassigehen absolut unerwünscht ist. Deshalb ist es von Vorteil, wenn das Ziehen mit Hilfe einer zweiten Person erlernt wird. Diese lockt den Hund nach vorn. Sobald er zu ziehen beginnt, folgt die Belohnung. Ist es dem Läufer nicht möglich, mit dem Tempo schrittzuhalten, verstärkt sich der Zug auf die Leine. Dies veranlasst den Hund, langsamer zu werden. Dies ist das ganze Prinzip.

Es versteht sich von selbst, dass Sie als Mitläufer eine gute Kondition aufweisen können. Wie wollen Sie sonst mit Ihrem Hund Schritt halten? Aber Achtung: Vermutlich wird auch Sie bei den ersten Versuchen des Canicross der Muskelkater ereilen. Eines sollten Sie nämlich unbedingt wissen: Durch den Zug des Hundes kann sich Ihr reguläres Tempo bis zu 4 km/h steigern. Und das macht sich in der Muskulatur bemerkbar. Nach ein paar Übungsnachmittagen wird sich dies schon geben.

Keine Ablenkungen bitte

Jeder Hund, der sich in diesem Team bewähren möchte, darf sich durch Nichts ablenken lassen, sobald er im Zug ist. Seine Konzentration gilt ausschließlich der Strecke, die direkt vor ihm liegt, aber auch der Stimme seines Läufers. Ob diese Fähigkeit gegeben ist, werden Sie ja bereits im Vorweg feststellen können. Sie kann nur bedingt trainiert werden.

Wie dies am besten zu bewerkstelligen ist und wie Sie die bestmögliche Kontrolle über den Hund behalten, können Sie im Verein für Schlittenhunde lernen. Setzen Sie sich mit Angehörigen dieses Vereins in Verbindung, wenn Sie Unterstützung benötigen.

Nicht einfach losrennen

Auch die Muskulatur eines Hundes muss sich aufwärmen. Deshalb machen Sie beide vor dem Start des Laufs einen Aufwärm-Spaziergang. Dabei kann sich der Hund vor dem Training auch noch einmal lösen. Dann läuft es sich gleich besser.

Übertreiben Sie es am Anfang nicht. Eine Strecke von ein bis zwei Kilometer auf glatter Strecke genügt für den Beginn, bis Sie beide sich an den Zug gewöhnt haben und auch die Kommandos recht gut sitzen. Wenn Sie sagen, dass Sie ja sonst auch mit dem Hund bereits über längere Strecken gejoggt sind, sollten Sie wissen, dass die Anforderungen für das Canicross vollkommen anders gelagert sind. Es dauert einige Wochen, bis Sie die Strecke verlängern und vielleicht auch die ersten Querfeldein-Etappen einbauen können. Auch ein kleiner Endspurt wird als Abwechslung gerne angenommen.

Vorausschauendes Laufen

Auch wenn der Hund die Führung übernommen hat, ist es immer noch Ihre Aufgabe, vorausschauend zu laufen. Dazu gehört auch, dass Sie das Tempo regulieren, wenn dies gerade angebracht ist. Dies ist beispielsweise bei einer längeren Strecke notwendig. Das Tempo wird gesenkt, damit Sie sich beide nicht verausgaben.

Achtung – Witterung

Trainieren Sie nur bis zu einer Außentemperatur von höchstens 18 °C. Nur so kann eine Überhitzung des Tieres vermieden werden. Das bedeutet aber auch, dass in den heißen Sommermonaten nur früh morgens, vielleicht am späten Abend trainiert werden kann. Damit dem Tier nichts passiert, muss man eventuell eine Trainingspause an besonders heißen Tagen einlegen.

Nicht nur an warmen Tagen sollten Sie darauf achten, dass der Hund stets ausreichend zu trinken hat.

Wenn Sie bergab laufen, ist es empfehlenswert, dass der Hund neben oder hinter Ihnen läuft. Beim Bergablaufen kann das Ziehen aufgrund des leicht erhöhten Tempos für Sie recht gefährlich werden. Stürze sollten natürlich vermieden werden. Deshalb ist es besser, das Tempo zu reduzieren. Ist das Team wieder auf glatter Strecke, kann es sofort wieder angezogen werden.

FAQ

🐶 Was ist unter Canicross zu verstehen?

Beim Canicross bilden der Hund und der Mensch ein Team. Der Hund, der mit einer Leine am Gürtel des Menschen befestigt ist, erhöht dessen Tempo, indem er ihn zieht. Er übernimmt die Führung, auch wenn der Mensch selbstverständlich vorausschauend läuft.

🐶 Kann jeder Hund beim Canicross mitmachen?

Grundsätzlich sollte es sich um einen Hund handeln, der über eine gute Kondition verfügt und über weite Strecken laufen kann. Zudem ist ein gewisser Grundgehorsam notwendig, da der führende Hund lediglich über die Stimme des Läufers gelenkt wird. Letztlich muss der Hund vom Gewicht zum Läufer passen, da er diesen ja mit sich zieht.

🐶 Wo kann ich mich eingehend über diesen Hundesport informieren und Unterstützung finden?

Beim Deutschen Verband der Gebrauchshundsportvereine werden Sie fündig. Hier finden Sie auf jeden Fall kompetente Ansprechpartner, die Ihnen helfen, die Erstausstattung für diesen Sport zu finden, die ersten Trainingsstunden gut zu absolvieren und auch bei einem Interesse an Wettbewerben zur Seite stehen.

🐶 Kann man zu jeder Jahreszeit trainieren gehen?

Der heiße Sommer ist keine gute Zeit, um zu trainieren, da der Hund schnell überhitzen könnte. Die Trainingsläufe sollten auf die frühen Morgenstunden verlegt werden. Alle anderen Jahreszeiten sind gut für das Training der Gespanne geeignet.

🐶 Kann ich alleine mit der Ausbildung meines Hundes beginnen?

Sicherlich ist es generell möglich, eigenständig mit den ersten Trainingsstunden zu beginnen. Allerdings erleichtert man sich die Sache, wenn eine zweite Person anwesend ist und dem Hund das Ziehen schmackhaft machen kann. Für den Hund wie auch den Läufer ist dieser Anfang angenehmer.

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