Die chemische Kastration beim Hund

Die chemische Kastration beim Hund
Die chemische Kastration beim Hund | Foto: slowmotiongli / Depositphotos.com

Kastration – viele Hundebesitzer zucken bereits bei der Erwähnung dieses Wortes empfindlich getroffen zusammen. Zunächst sollte angeführt werden, dass eine Kastration sowohl den Rüden als auch die Hündin betreffen kann. Doch neben der Tatsache, dass sich die betroffenen Tiere nicht mehr fortpflanzen können, sollte natürlich auch erwähnt werden, dass sich bei der chirurgischen Kastration verschiedene Nebeneffekte einstellen können. Diese können sowohl das Verhalten des Tieres als auch Veränderungen des Körpers betreffen. Neben dem chirurgischen Weg gibt es auch noch die chemische Kastration. Bringen wir Licht ins Dunkel, damit wir die Unterschiede kennenlernen und uns klar darüber werden, warum eine Kastration generell durchgeführt wird.

Was ist eine Kastration?

Dies ist die grundlegende Frage, die diesem Artikel zugrunde liegt. Allerdings müssen wir an dieser Stelle gleich zwischen Rüden und Hündin unterscheiden. Beide können kastriert werden. Doch handelt es sich nicht zwangsläufig um die gleichen Gründe. Auch sind die Auswirkungen des Eingriffs unterschiedlich. Eines jedoch ist gleich: Beide werden in Vollnarkose versetzt. Zudem erfolgt zuvor eine gründliche Untersuchung. Sollte der Hund andere Beschwerden oder Parasiten haben, muss die Operation verschoben werden, bis der Hund auskuriert und vollkommen gesund ist. Auch müssen beide Tiere nach der Operation einen Kragen tragen, damit sie nicht unnötig an der Operationswunde lecken. Sicherlich ist dies ein intuitives Handeln, sollte aufgrund der Infektionsrisiken nicht gestattet werden.  Zudem ist ein regelmäßiges Kontrollieren der Operationswunde in den ersten Tagen nach der Operation unbedingt notwendig, um bei einem Aufflammen einer Entzündung sofort einschreiten zu können.

Der Rüde

Kastration ist ein Begriff, der aus der Tiermedizin stammt. Grundsätzlich bedeutet es, dass dem Tier die Keimdrüsen entfernt werden. Für den Rüden bedeutet dies, dass ihm die Hoden entfernt werden.

Hierzu wird der Rüde in eine Kurznarkose versetzt, denn der eigentliche Eingriff ist recht kurz, da bei ihm die Keimdrüsen von außen entfernt werden können. Der Eingriff selber läuft wie folgt ab:

  • Rasieren, desinfizieren und steril abdecken des Intimbereichs
  • Verschieben der Hoden vor den Hodensack. Eröffnen der Haut mit einem Skalpell. (Dies kann auch auf andere Weise durchgeführt werden.)
  • Freilegen des Hoden und des Hodenstranges.
  • Abbinden des Hodenstranges.
  • Abtrennen und entnehmen des Hoden.
  • Freigeben und vernähen des Hodenstranges.
  • Vernähen der äußeren Wunde.

Wie nach jeder Operation wird es dem Rüden in den ersten Stunden nicht besonders gut gehen. Doch kann er relativ schnell seinen gewohnten Tagesablauf wieder aufnehmen. Für gewöhnlich verheilen Kastrationsnarben problemlos und schnell.

Die Hündin

Bei der Hündin ist die Kastration nicht ganz so einfach. Bei ihr sind die Keimdrüsen im Bauchraum gelegen, sodass es zu einer verhältnismäßig großen Operation kommt. Eine Vollnarkose ist unumgänglich. Die Operation wird wie folgt ablaufen:

  • Rasieren, desinfizieren und steril abdecken der entsprechenden Bauchregion (Bauchnabel über die gesamte Unterbauchregion)
  • Verschieben der so genannten Gebärmutterhöcker
  • Abbinden der Ovarien (Eierstöcke)
  • Abschneiden der Eierstöcke
  • Vernähen der Schnitte mit einem resorbierbaren Faden
  • Replatzieren der Gebärmutter und vernähen der Stelle. In der Mehrzahl aller Kastrationen der Hündin wird die Gebärmutter allerdings ebenfalls entfernt.
  • Vernähen der Bauchdecke. Die nicht resorbierenden Fäden werden nach gut 10 Tagen gezogen. Alle inneren Fäden sind resorbierbar, sodass sie nach einiger Zeit nicht mehr vorhanden, die Nähte aber gut verheilt sind.

Aufgrund der relativ großen Naht ist es notwendig, die Hündin in den nächsten Tagen relativ ruhig zu halten. Auch sie benötigt einen Kragen. Zudem sollte ihr der Zugang zu einem warmen Hundebett gewährt werden, damit sie mit der frischen Narbe nicht auf dem blanken Boden liegen muss. Nicht immer wird dieses Bett angenommen.

Warum wird eigentlich kastriert?

Auch hier muss zwischen Rüde und Hündin unterschieden werden. Viele Hündinnen werden nach einer Erkrankung an der Gebärmutter, meist eine Gebärmutterentzündung, operiert. Leider neigen Hündinnen, die bereits eine Gebärmutterentzündung gehabt haben dazu, weitere entzündliche Prozesse im Genitalbereich zu entwickeln. Wird die Kastration durchgeführt, ist ein neuerliches Aufflammen der Entzündungsprozesse nicht mehr zu verzeichnen. Oftmals wird auch eine Entscheidung zugunsten der Operation getroffen, um eben genau diesen Erkrankungen der Hündin vorzubeugen. Diese Entscheidung jedoch trägt nicht jeder Tierarzt mit. Ein weiterer Grund für die Kastration einer Hündin ist die Haltung mehrerer Hunde, die im Rudel gehalten werden. Um einem eventuellen Wurf vorzubeugen, ist die Kastration der Hündin der sicherste Weg.

Die Kastration des Rüden wird ebenfalls in vielen Fällen damit begründet, dass mit ihm ja nicht gezüchtet werden soll und ihm dadurch viel Stress erspart werden soll. Allerdings sollte man hierzu wissen, dass auch der kastrierte Rüde durchaus weiß, wann die Hündinnen der Umgebung läufig sind und sich entsprechend verhält. Das Verhalten des Tieres ist ein weiterer Grund für einen Kastrationstermin. Die Rüden untereinander, aber natürlich auch in der Gesellschaft von Hündinnen sind oftmals sehr herausfordernd. Viele Besitzer sind mit dem typischen Verhalten des dominaten Rüden tatsächlich überfordert.  Allerdings ist diese Begründung nicht immer gut durchdacht. Denn es sind nicht nur die Hormone, die den Hund zu einem gestressten Tier machen, wenn sie mit dem Duft läufiger Hündinnen in Kontakt kommen. Stellen wir uns einmal mehrere Rüden vor, die sich in der Rudelhaltung befinden. Kommt ihnen eine läufige Hündin in die Quere, braucht nur einer von ihnen zu reagieren, um eine Kettenreaktion auszulösen. Nicht nur, dass sie nun alle wie liebestolle Rüden umherlaufen. Auch kommt nun die Frage der Alpha-Rolle ins Spiel, sodass es zudem auch noch zu Rivalitätskämpfen untereinander kommen kann.

Vielfach wird gesagt, dass kastrierte Rüden umgänglicher wären. Ob dem tatsächlich so ist, kann eigentlich nur individuell bestimmt werden. Denn zum einen gt es vom Hund ab, zum anderen aber auch vom Besitzer und der Interaktion der beiden.

Dennoch sollte an dieser Stelle ganz eindeutig erwähnt werden, dass die Kastration auf die folgenden Problematiken überhaupt keine Einwirkung hat:

  • Rassebedingtes Schutzverhalten
  • Rassebedingtes Territorialverhalten
  • Fehlende oder ungenügende Leinenführigkeit
  • Ungehorsam unterschiedlicher Art
  • Aggression und Dominanz, solange diese nicht hormonell bedingt sind

ACHTUNG -WICHTIG: Genau genommen bedarf es in Deutschland immer einer medizinischen Indikation, um eine Kastration, egal ob bei Hündin oder Rüden, vornehmen zu dürfen. Die andere zulässige Begründung ist, einer unkontrollierten Vermehrung der Tiere vorzubeugen. Ob dies in jedem einzelnen Fall gegeben ist, sollte vielleicht besser im Dunklen verborgen bleiben. Doch hat es einen Grund, warum eine medizinische Indikation gefragt ist. Denn Östrogene und Testosterone werden ja nicht ausschließlich für die Fortpflanzung benötigt. Dies ist beim Hund nicht anders als beim Menschen. Unterbricht man also die Produktion dieser Hormone dauerhaft, kann es zu einem hormonellen Ungleichgewicht mit ungeahnten Nebenwirkungen kommen. Ungeahnt deshalb, weil des Zusammenspiel aller Hormone im Organismus auch bei den Tieren noch nicht zu 100 Prozent erforscht ist. Sicherlich ist mittlerweile vieles bekannt, aber noch lange nicht alles. Bis auf eines: Die Hormone sind die Puppenspieler des Organismus. Nimmt man eines weg, kommt das gesamte Spiel durcheinander. Doch wussten Sie, dass das hündische Sexualverhalten im Gehirn codiert wird? Ist dieser Code erst einmal angelegt, kann nichts und niemand den Hund von diesem Verhalten abbringen. Auch eine Kastration nicht. Allerdings kann in diesem Fall mit Erziehungs- bzw. Verhaltensmaßnahmen gearbeitet werden, um den Hund wieder in die Spur zu bekommen.

Daher sollte man sich als Hundehalter ganz genau überlegen, ob man die Kastration tatsächlich durchführen möchte. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen Rüden oder eine Hündin handelt. Es ist wichtig, sich nicht nur über die erhältliche Literatur zu informieren. Am besten ist immer noch ein Gespräch mit Fachleuten: Züchtern, Hundetrainern und natürlich dem Tierarzt des Vertrauens.

Was kostet eine herkömmliche Kastration?

Da die Eingriffe bei Rüde und Hündin sehr unterschiedlich sind, ist auch mit unterschiedlichen Kosten zu rechnen. Auch muss zwischen einer Kastration in der Tierklinik bzw. bei einem Tierarzt unterschieden werden. Grundsätzlich ist bei einem Rüden mit Kosten in Höhe von circa EURO 250,00 oder mehr zu rechnen. Bei der Kastration der Hündin ist aufgrund des höheren Aufwandes und des ebenso größeren Risikos für alle Beteiligten mit erheblich höheren Kosten zu rechnen. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte bereits vor der Entscheidung zu diesem Eingriff der Tierarzt / die Tierklinik nach den genauen Kosten befragt werden, um nicht eine böse Überraschung zu erleben.

Welche ungewünschten Nebenwirkungen kann eine Kastration nach sich ziehen?

Natürlich wünscht sich jeder Hundehalter, dass so wenig unerwünschte Nebenwirkungen wie möglich auftreten, was nur allzu verständlich ist. Dennoch sollte man sich bereits im Vorwege darüber informieren, was auf einen zukommen könnte.

  • Fettleibigkeit: Sie steht tatsächlich an erster Stelle der unerwünschten Nebenwirkungen. Außer einer strikten Diät und ausreichender Bewegung kann nichts dagegen unternommen werden. Und selbst dann wird man oftmals noch über eine ungewohnt starke Umfangszunahme des Hundes klagen. Die Fettleibigkeit kann im ungünstigen Fall weitere Nebeneffekte nach sich ziehen. So sind Leber-, Herz- und Gelenkserkrankungen oftmals nach einer Kastration und anschließender Gewichtszunahme zu verzeichnen.
  • Wesensveränderungen: Hierunter sind beispielsweise Lethargie oder Desinteresse an bisherigen Lieblingsaktivitäten zu verstehen. Der Auslöser liegt klar auf der Hand – die Kastration und die damit einhergehende Hormonumstellung.
  • Welpenverhalten: Wird der Hund zu früh, also in sehr jungem Alter, kastriert, kann sich ein ausgeprägtes und anhaltendes Welpenverhalten durchsetzen.
  • Gesteigerte Aggressivität / Bissigkeit: Sie ist insbesondere unter den Hündinnen zu finden. Allerdings ist hierbei zu bemerken, dass es Hündinnen sind, die sich mit anderen Hündinnen nicht verstehen. Zu den Rüden haben sie in den meisten Fällen nach wie vor ein gutes Verhältnis bzw. akzeptieren sie eher als eine andere Hündin.
  • Inkontinenz: Dieses Problem trifft viele Hündinnen. Insbesondere die großen Hunderassen sind hiervon betroffen.
  • Ohrentzündungen: Es konnte vermerkt werden, dass kastrierte Hunde zu vermehrten Ohrentzündungen neigen.
  • Veränderungen des Fells: Wieder sind es die Hündinnen, die vorrangig mit dieser Nebenwirkung zu tun haben. Beim so genannten Welpenfell handelt es sich um sehr weiches, aber auch sehr stumpfes Fell. Es können nur einige Stellen betroffen sein. In seltenen Fällen betrifft es den gesamten Körper.
  • Verhaltensveränderungen unter Rüden: Es scheint sich der Duft des einzelnen Rüden mit der Kastration zu ändern. So werden sie von einigen Artgenossen im wahrsten Sinne des Wortes aufgrund ihres Geruchs gemobbt, was bis hin zum Aufreiten führen kann. Nicht immer wird es so schlimm. Doch können sie sich gegenseitig „nicht riechen“. Dies kann Verhaltensfehler der Tiere nach sich führen, wodurch die eine oder andere Auseinandersetzung entstehen kann.

Erwünschte Folgen der Kastration

Die Fortpflanzung wird vollkommen unterbunden. Bei den Hündinnen bleibt die Läufigkeit, aber auch die Scheinträchtigkeit aus. Der Rüde hingegen ist nicht mehr „hormongesteuert“, sodass er aufgrund läufiger Hündinnen keinerlei hormonellen Stress mehr verspüren wird.

Weitere Folgen bzw. Gründe der Kastration sind die Reduzierung maligner Erkrankungen wie Hoden- und Prostatakrebs beim Rüden und Gesäugegeschwüre und Gebärmutterentzündungen der Hündin. Eine Garantie hierfür kann nicht gegeben werden. Diese Aussage beruht auf den Beobachtungen von praktizierenden Tierärzten sowie tiermedizinischer Fachhochschulen.

Wo ist der Unterschied zwischen Sterilisation und Kastration?

Bei einer Kastration werden die Keimdrüsen des Tieres entfernt. Beim Rüden bedeutet dies die Entfernung der Hoden. Bei der Hündin werden die Eierstöcke entfernt. Dieser Hund wird sich definitiv nicht mehr fortpflanzen können.

Sprechen wir hingegen von einer Sterilisation, werden lediglich die Ei- bzw. Samenleiter durchtrennt. Sollte es doch zu dem Wunsch kommen, dass dieses Tier noch in die Zucht gehen soll, könnte der Samenleiter bzw. Eileiter wieder herstellt werden, um eine Trächtigkeit hervorzurufen. Dies würde ebenfalls während eines operativen Eingriffs durchgeführt werden.

Schon mal von der chemischen Kastration gehört?

Natürlich haben sich die Tierärzte immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie man die Folgen der Kastration, aber auch den Eingriff selber für die Hunde „angenehmer“ gestalten kann. Im Zuge dieser Forschungen ist man auf die chemische Kastration gestoßen. Diese wird mit dem Suprelorin-Implantat durchgeführt.

Das Suprelorin-Implantat

Für die meisten stellt sich die Frage, was das Suprelorin-Implantat überhaupt ist. Ähnlich wie der Erkennungs-Chip des Hundes wird dieses Implantat gerne zwischen die Schulterblätter gesetzt. Ein anderer guter Platz wäre die Nabelgegend.

Die chemische Kastration unterscheidet sich sehr von der operativen Kastration!
Die chemische Kastration unterscheidet sich sehr von der operativen Kastration! | Foto: Wolfness72 / Depositphotos.com

Anwendung beim Rüden

Täglich werden kleine Dosen des Medikaments freigesetzt. Es handelt sich hierbei um ein GnRH, ein Gonadotropin-Releasing-Hormon. Beim Rüden führt dies zu Beginn der Behandlung zu einer erhöhten Testosteron-Ausschüttung. Entsprechend kann es in den ersten Tagen / Wochen der Behandlung zu einem veränderten Verhalten führen, dass dem erhöhten Testosteronwert zu zuschreiben ist. Spätestens nach 2 bis 3 Wochen klingt dieses untypische Verhalten allerdings wieder ab. Denn der Testosteronspiegel sinkt in dieser Zeit stark ab. Nach 2 bis 4 weiteren Wochen kann festgestellt werden, dass sich die Hoden bereits um ein Drittel verkleinert haben. Ist dieser Zustand erreicht, kann von der vollständigen Wirkung des Präparats gesprochen werden. So gut dieses Präparat auch zu funktionieren scheint, gibt es einen großen Unsicherheitsfaktor: Noch gut 120 Tage nach Beginn dieser Behandlung ist der Rüde zeugungsfähig! Dies sollte jeder Besitzer wissen und auch beachten.

Das Implantat selber enthält ausreichend Wirkstoff, um auf jeden Fall 6 Monate bis 12 Monate zu wirken. Die Wirkungsdauer kann individuell schwanken. Ist das Präparat aufgebraucht, beginnt der Körper wieder eigenständig, Hormone zu produzieren. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Hoden wieder wachsen und sich das Gewebe vollständig erholt. Zuchtrüden könnten nach dieser chemischen Pause problemlos wieder in die Zucht gehen.

So stellt sich natürlich die Frage, warum man einen Rüden für einen gewissen Zeitraum chemisch kastrieren sollte. Unter anderem kann dies bei einer Rudelhaltung durchgeführt werden, um zu schauen, wie sich die Verhaltensweisen im Rudel verhindern, wenn ein entsprechender Rüde kastriert würde.

Grundsätzlich sollte eine chemische Kastration nicht vor Beendigung des Wachstumsprozesses des Tieres vorgenommen werden. Welche Auswirkungen das Präparat auf Rüden im Wachstum haben, ist noch nicht ausreichend belegt. Zudem spricht schon der gesunde Menschenverstand dagegen, in ein hormonell gesteuertes Programm des Organismus mit einer Hormongabe einzugreifen. Es gibt bereits Belege dafür, dass die Wachstumsfugen unter dem Präparat frühzeitig verknöchern und sich der gesamte Bewegungsapparat negativ entwickelt.

Anwendung bei der Hündin  

Auch für die Hündin wurde die chemische Kastration bereits getestet. Von einigen Tierkliniken wird sie auch bereits erfolgreich angewandt. ABER: Aufgrund der Risiken und Nebenwirkungen wird von der Anwendung bei Zuchthündinnen abgeraten.

Wie auch beim Rüden handelt es sich um einen reversiblen Eingriff, also einen hormonellen Zustand, der nach dem vollständigen Abbau des Wirkstoffes wieder in den Urzustand zurückgeht.

Auch wenn das Präparat erfolgreich getestet werden konnte, sollte ein intensives Gespräch zwischen Tierarzt und Klient Aufschluss darüber geben, wie groß und eventuell einschneidend die Nebenwirkungen sein können. Im Gegensatz zum Rüden ist das Hormonsystem der Hündin sehr sensibel und reagiert entsprechend sofort und eventuell auch sehr heftig. Während das Implantat des Rüden zu jedem Zeitpunkt gesetzt werden kann, ist es äußerst wichtig, den richtigen Zeitpunkt zur ersten Gabe des Präparates abzupassen. So solle die Hündin mindestens 2 Läufigkeiten vollständig hinter sich gebracht haben, um ohne Schaden zu überstehen. So kann es sowohl während des Anöstrus(Vollständige Ovarruhe) verabreicht werden oder aber im frühen Prä-Proöstrus .  Um tatsächlich den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist eine gynäkologische Untersuchung mit Vaginalabstrich durchzuführen. Es wird entweder eine Östrogeninjektion angewandt oder alternativ Tabletten verabreicht.

ACHTUNG: Viele Züchter, Hundetrainer und Tierärzte sind aufgrund der Nebenwirkungen des chemischen Kastration für Hündinnen nicht von dieser Methode überzeugt und raten davon ab. Aus diesem Grunde sollte man sich mehrere Meinungen einholen, will man seiner Hündin wirklich dieser Behandlung aussetzen. Oder letztlich doch eine Sterilisation oder chirurgische Kastration durchführen lassen.  Grundsätzlich gilt wieder einmal, dass individuell entschieden werden muss.

Fazit

Es gibt verschiedene Gründe, eine Kastration beim Hund durchführen zu lassen. Generell sollte einer Kastration eine tiermedizinische Untersuchung vorangehen, da in Deutschland eine medizinische Indikation zur Durchführung notwendig ist. Ebenso sollte ein intensives Beratungsgespräch mit den Tierarzt, vielleicht aber auch mit dem Hundetrainer geführt werden. Denn auch die perfekt durchgeführte Kastration kann bestimmte Verhaltensprobleme beim Hund nicht lösen. Hierfür gibt es Hundetraining, Hundesport und natürlich auch die Hunde-Verhaltenstherapie. 

Die chemische Kastration ist zur Zeit nur für den Rüden zu empfehlen. Doch auch in diesem Fall sollte intensive nachgedacht werden, ob man seinen Hund einer langfristigen Hormontherapie aussetzen möchte oder nicht. Natürlich steht dagegen die Option, nach der Laufzeit des Implantats die chemische Kastration kein weiteres Mal durchzuführen. Der Rüde würde sich wieder im regulären, hormonellen Zustand befinden. Egal, ob es sich um eine chirurgische oder eine chemische Kastration handelt, sie sollte wohl überlegt sein. Es ist besser, ein Gespräch zu viel mit einem Tierarzt zu führen, bevor man sie durchführt. Schließlich geht es um das Wohl des Hundes.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*