Wurmtest statt Wurmkur

Wurmtest statt Wurmkur
Wurmtest statt Wurmkur | Foto: Flydragonfly / Depositphotos.com

Vermutlich kennen Sie die Ansage Ihres Tierarztes: Machen Sie bitte drei- bis viermal im Jahr eine Wurmkur mit dem Hund. Diese pauschale Aufforderung bekommt vermutlich jeder Hundebesitzer mindestens einmal in seinem „Hundeleben“ zu hören. Nur wenige Hunde- und auch Katzenbesitzer hinterfragen diese Ansage.

Warum nur nicht? Ganz klar – man geht davon aus, dass es sich bei der Wurmkur um ein prophylaktisches Mittel handelt. Dem ist aber leider nicht so. Vielmehr handelt es sich um ein Gift, das die Würmer, alle Würmer im Verdauungstrakt, abtötet. Auf diese Weise ist der Hund drei, vielleicht auch vier Tage tatsächlich frei von allen Würmern. Nur um sie sich am nächsten Tag bei Spazierengehen wieder anzueignen.

Warum also hat man die Wurmkur gegeben? Keiner weiß es so genau und greift doch, auf Empfehlung, zu dieser Portion Gift – und das in regelmäßigen Abständen. Kann man nicht anders feststellen, ob ein erhöhter Wurmbefall vorhanden ist, der dem Hund schaden könnte?

Und wenn dieser tatsächlich nachgewiesen werden kann, dass erst dann zu einem adäquaten Mittel zum Entledigen der kleinen Plagegeister gegriffen wird? Schauen wir uns einmal genauer an, ob ein Wurmtest möglich ist, um die eine oder andere Wurmkur einsparen zu können.

Gute Würmer, schlechte Würmer

Wir wollen ehrlich sein: Ein Hund, der tatsächlich Zeit seines Lebens wurmfrei ist, wird es weltweit wohl nicht geben. Zudem sollte man wissen, dass es weltweit ungefähr mehrere Hundert unterschiedliche Wurmarten gibt. Sie unterscheiden sich meist regional. Daher ist es sinnvoll, sich mit den Wurmarten zu befassen, die in der heimischen Region zu finden sind. Des Weiteren sollte man zwischen Würmern unterscheiden, die dem Hund Schaden zufügen können oder aber auf den Menschen übertragbar sind. Die folgenden Würmer können bei Hunden in Deutschland nachgewiesen werden.

  • Spulwürmer (Toxocara canis)
  • Hakenwürmer (Ancylostomatidae)
  • Hundebandwurm (Echinococcus granulosus)
  • Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
  • Peitschenwurm (Trichuris vulpis)
  • Herz-Lungen-Wurm (Angiostrongylus vasorum)

Zudem können die Hunde mit so genannten Giardien (Giardia intestinalis) befallen sein. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Würmer, sondern um Einzeller, die zwar nur mikroskopisch klein sind, sich aber hartnäckig an der Darmwand andocken können, um von dort aus die Verdauungsvorgänge massiv zu stören.

Wie funktioniert das mit der Ansteckung bei Würmern?

Sowohl Spul-, als auch Hakenwürmer werden sich bei fast jedem Hund finden lassen. Das Alter ist dabei unerheblich. Denn sie alle lieben es, auf jedem Spaziergang die „Hundezeitung“ zu lesen. Das bedeutet, dass sie auch dort, wo andere Hunde Kot und Harn abgesetzt haben, ausgiebig schnuppern. Die Eier, der beiden Wurmarten, können beim Schnuppern aufgenommen werden. Es lässt sich nicht verhindern, dass ein Hund, der diese Würmer in sich trägt, die Eier ausscheidet. Somit kann jeder Hund, der diese Stelle beschnuppert, auch entsprechend Eier aufnehmen.

Leider sind, die Eier, die sich innerhalb weniger Tage zu infektiösen Eiern entwickeln, extrem widerstandsfähig. Das bedeutet, dass sie die Passage bis in den Darm vollkommen unbeschadet überstehen.

Zudem können sie teilweise sogar Jahre unbeschadet überstehen. Dadurch können sie auch nach einem langen Zeitraum noch durch Hunde, Menschen, Erde, aber auch Wasser übertragen werden. Sie können sich also niemals sicher sein, dass irgendein Fleckchen auf Ihrem Lieblingsspazierweg nicht infiziert wäre, wenn dort regelmäßig auch andere Hunde spazieren geführt werden.

Hund trinkt schmutziges Wasser
Das Trinken von unbehandeltem Wasser ist eine klassische Gefahrenquelle… | Foto: Wolfness72 / Depositphotos.com

Das Infizieren mit dem Fuchsbandwurm sieht da ganz anders aus. Er erfolgt über das Fressen, aber auch „nur“ das Totbeißen von Wildtieren, meist Mäuse oder Kaninchen. Nicht immer kann vermieden werden, dass der Hund auch im eigenen Garten einmal ein Wildtier dieser Gattungen erwischt. Einige Hunde fressen sie direkt. Andere bringen sie nur als Trophäe ihren Besitzern. Haben sie aber das Blut des Wildtieres aufgenommen, kann dies zum Infizieren bereits ausreichen.

Den Hundebandwurm kann sich der Hund zuziehen, wenn der Hund mit rohem Fleisch gefüttert wird. Werden in diesem Zuge die Innereien nicht mindestens 1 Woche bei -20°C durchgefroren oder aber bei mindestens 10 Minuten und einer Kerntemperatur von 65°C gekocht, kann der Hundebandwurm übertragen werden.

Auch der Peitschenwurm wird über „die Hundezeitung“ aufgenommen.

Ob man die Ansteckung mit einem Herz-Lungen-Wurm tatsächlich vermeiden kann, ist fraglich. Denn hier spielt die „Hundezeitung“ keine Rolle. Vielmehr wird dieser Parasit durch Zwischenwirte übertragen. Beim Herzwurm, der allerdings für gewöhnlich mit einer Lungenbeteiligung einhergeht, ist dieser Zwischenwirt eine Mücke.

Kein Wunder also, dass der Befall zunächst einmal verborgen bleibt. Oftmals werden sie erst entdeckt, wenn sie bereits ausgewachsen sind und zu ernsthaften Symptomen oder gar Schädigungen am Herzen geführt haben. Ähnlich sieht es mit dem Lungenwurm aus, nur dass hier der Zwischenwirt eine Schnecke ist, die beispielsweise über das Aufnehmen von Tautropfen auf dem Gras aufgenommen wird. Weitere Zwischenwirte können Mäuse oder Vögel sein. Beide Würmer müssen speziell behandelt werden und können mit einer regulären Wurmkur nicht erreicht werden.

Sie sehen – nicht jeder Hund ist hochgradig gefährdet. Grundsätzlich müssen Haltung, Fütterung, Alter und Gesundheitszustand abgewogen werden, um ein Ansteckungsrisiko individuell benennen zu können.

Jagdhunde, die sich im aktiven „Dienst“ befinden sowie Tiere, die in Tierheimen, Pensionen und in größeren Zuchten gehalten werden, weisen ebenfalls ein erhöhtes Ansteckungsrisiko auf. Zudem können die Tierärzte / Tierheilpraktiker ihre Patienten für gewöhnlich darüber aufklären, wie stark die Ansteckungsgefahr in der Region ist bzw. ob es Gebiete gibt, die man meiden sollte bzw. den Hund nicht schnuppern lässt.

Was ist ein Wurmtest?

Ob ein Hund tatsächlich einen starken Wurmbefall aufweist, kann einfach mittels eines Tests festgestellt werden. Zu diesem Zweck wird an drei Tage, die aufeinander folgen, Kotproben des Hundes eingesammelt. Es empfiehlt sich, dies mit dem Tierarzt / Tierheilpraktiker zuvor zu besprechen und sich ein entsprechendes Sammelröhrchen aushändigen zu lassen. Jeden Tag wird nun eine kleine Kotprobe in dieses Röhrchen gegeben und im Kühlschrank aufbewahrt. Nach der dritten Kotprobe kann es dann bei Tierarzt abgegeben werden. Dort wird die Gesamtprobe sowohl auf Würmer, aber auch auf Eier untersucht. Nicht jeder Tierarzt / Tierheilpraktiker nimmt diese Untersuchung eigenständig vor.

Sollten Sie die Untersuchung lieber über ein freies Labor machen, sind Testsets im Handel erhältlich, die direkt an das Labor geschickt werden können.

Sowohl für den Tierarzt als auch das untersuchende Labor ist es interessant zu wissen, wie der Hund gehalten und gefüttert wird. Dies ist zur Interpretation des Befundes und einer eventuellen Behandlung wichtig.

Mittlerweile gibt es auch Anbieter wie vetevo.de, die eine Untersuchung auf Würmer auch „online“ mit Hilfe von eigenen Test-Kits anbieten, die man per Post nach Hause bekommt und dann wieder zur Untersuchung einschickt. Das Ergebnis gibt’s bequem per App.

Nur Wurmkur, wenn Würmer im Körper sind

Nun könnte man die Empfehlung, drei Mal pro Jahr eine Wurmkur zu verabreichen, als Vorsichtsmaßnahme ansehen und sich entsprechend danach richten. Auf der anderen Seite sollte man sich fragen, warum man mit Schrot auf Spatzen schießen sollte, die vielleicht überhaupt nicht vorhanden sind.

Für Sie als Hundebesitzer bedeutet dies, dass nur dann eine Wurmkur verabreicht wird, wenn ein konkreter, behandlungsbedürftiger Wurmbefall vorhanden ist. Bedenken Sie, dass Hunde immer einen kleinen Wurmbefall aufweisen. Sollte dieser allerdings zu stark werden, sollten sich Bandwürmer einstellen, ist tatsächlich Behandlungsbedarf vorhanden. Doch um diesen konkreten Befall auch tatsächlich nachzuweisen, steht an erster Stelle der Test. Erst dann ist der Griff zur Wurmkur gerechtfertigt.

Bitte bedenken Sie, dass ein erhöhter Wurmbefall bei jedem Hund individuell benannt werden muss. Es gibt gewissermaßen ein „gesundes“ Gleichgewicht, das ohne eine mögliche Schädigung einhergeht. Deshalb ist zusätzlich auf eventuelle Symptome zu achten, die auf einen Wurmbefall hindeuten können.

  • Auffällig häufige und langanhaltende Durchfälle oder Verstopfungen
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Unerklärbare Mangelerscheinungen
  • Stumpfes Fell
  • Wurmbauch – aufgebläht
  • Unerklärbarer Gewichtsverlust

Bei diesen Symptomen ist der Tierarzt zur Rate zu ziehen. Denn auch andere Ursachen können hierfür verantwortlich sein, unter anderem ein Befall von Giardien.

Welche Wurmkuren stehen zur Verfügung?

Die normale Wurmkur, die die meisten Hundebesitzer kennen, ist die chemische Wurmkur, die beim Tierarzt erhältlich ist. Allerdings ist konkret nach der richtigen Variante zu fragen. Denn nicht alle Präparate können auch alle Würmer erreichen. So wird zwischen der Wurmkur für Spulwürmer und der für Spul- UND Bandwürmer unterschieden. Sind allerdings keine Bandwürmer vorhanden, bedarf es dieses Präparates auch gar nicht. Da es für gewöhnlich teurer ist als das Präparat nur für Spulwürmer, sollte man sich sicher sein, es auch tatsächlich zu brauchen.

Es ist dabei allerdings zu bedenken, dass es sich hierbei nicht um ein Prophylaxepräparat handelt, sondern um eines, das die Würmer tötet, sodass sie mit dem Kot ausgeschieden werden können. Leider geht mit dieser Gabe in den meisten Fällen auch eine Schädigung der Darmflora einher. Sie ist hernach wieder sorgfältig aufzubauen.

Keine Frage – ergibt sich ein starker Wurmbefall, sollte man nicht lange fackeln und zur durchgreifenden, chemischen Wurmkur greifen. In diesem Fall kommt eine naturheilkundliche Behandlung bereits zu spät. Doch kann mit der richtigen Fütterung, der Gabe von Kräutern, die die Darmflora derart stärken, dass die Darmflora zum Zweck der Einnistung für die Würmer uninteressant wird. In einem unwirtlichen Milieu werden sie von alleine abwandern, also sich über den Kot abtransportieren lassen. Dies ist eine ganz natürliche Vorgehensweise. Der Urvater Wolf hat sich in der Natur auch stets der Kräuter bedient, die er zur Stärkung oder Gesundung seines Organismus benötigte.

Heute lassen sich viele Kräutermischungen im Angebot finden, die eine gestärkte Darmflora versprechen. Auch eine homöopathische Stärkung der Darmschleimhaut ist denkbar. Sowohl die Kräutermischungen als auch die homöopathische Variante sind erprobt und sehr gut verträglich, sodass man sie gut einsetzen kann.

Warum ist die chemische Wurmkur schädlich für das Tier?

Die chemische Wurmkur tötet die Würmer ab. Zudem wirkt sie auf Larven oder Eier, sodass diese sich nicht mehr halten können und ebenfalls mit ausgeschieden werden. Oftmals geschieht dies aber auch aufgrund der Schädigung der Darmschleimhaut. Ist diese durch den Wirkstoff geschädigt, beginnt sie sich abzulösen und wird ausgeschieden.

Eine geschädigte Darmschleimhaut führt aber zu einer sofortigen Absenkung des Immunsystems. Denn nun steht Bakterien und anderen Parasiten und Krankheitserregern der Weg über den Darm offen. Solange die Darmflora nicht wieder aufgebaut ist, besteht in diesem Bereich ein großes Risiko. Leider wissen viele Hundebesitzer aber nicht, dass die Darmflora jedes Mal, wenn die Wurmkur durchgeführt wird, geschädigt wird.

Je öfter im Jahr also eine Wurmkur verabreicht wird, desto schwerer sind die Schäden an der Darmflora. Beispielsweise können Giardien sich noch besser in der Darmschleimhaut einnisten, wenn sie geschwächt, geschädigt ist. Dies würde die Probleme im Verdauungstrakt noch weiter vergrößern.

Nach der Wurmkur Darm wieder aufbauen

Wie auch bei uns Menschen ist die gesunde Darmflora ein wunderbarer und effektiver Schutzschild vor diversen Krankheitserregern. Zudem steht und fällt die Gesundheit des Tieres mit einem optimierten Stoffwechsel. Dieser wiederum ist von der gesunden Darmflora abhängig.

Natürlich stellt sich nun die Frage, wie die Darmflora wieder vernünftig aufgebaut werden kann. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass über 400 Bakterienstämme im Darm eines Hundes zu finden. Dabei gehören die Milchsäurebakterien sowie die Lactobazillen. Allerdings ist es wichtig, dass man sie gut behandelt, damit sie in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Und dazu benötigt das Futter einen Anteil frischen Obsts und Gemüses. In der freien Wildbahn würden sie dies über den Mageninhalt ihres Beutetieres, aber auch durch direkt aufgenommene Gräser und Kräuter erhalten.

Um die Darmflora direkt zum Aufbau anzuregen, eignen sich Joghurt, Quark und Frischkäse in kleinen Mengen. Diese Produkte können dem Futter regelmäßig, aber nicht übermäßig zugefügt werden, um den Darm zu unterstützen. Ebenso helfen Sie dem Tier, wenn Sie hochwertiges Futter auswählen. Natürlich kann man nicht immer nur Bio-Qualität einsetzen.

Lassen Sie sich diesbezüglich im Futterhandel beraten, um Ihrem Hund eine ausgewogene und qualitativ hochwertige Mischung anbieten zu können. Vermeiden Sie chemische Zusätze, aber auch Getreide. Getreide kann mal zugefügt werden, sollte aber keinen großen Anteil einnehmen. Zudem können die folgenden Nahrungsmittel eingesetzt werden, um den Darm zu schützen.

  • Kokosöl oder Kokosflocken: Beides enthält die Laurinsäure. Diese hilft, die Würmer abzuschrecken, sodass sie sich nicht im Darm festsetzen mögen. Beides kann dem Futter problemlos zugesetzt werden. Die meisten Hunde mögen den Kokosgeschmack.
  • Kürbiskerne: Sie enthalten die Aminosäure Cucurbitin. Diese stärkt einerseits das Immunsystem. Andererseits unterstützt sie die optimierte Darmfunktion.
  • Pürierte Möhren: Die ätherischen Öle der pürierten Möhren sind in der Lage, die Würmer zu lähmen. Dadurch lassen sie die Darmwand los und können ausgeschieden werden.

FAQ

Wie oft muss eine Wurmkur bei einem Hund durchgeführt werden?

Diese Frage kann nur individuell beantwortet werden. Zum einen ist die Haltung, die Fütterung, aber auch der Einsatz des Hundes entscheidend. Grundsätzlich sollte der Wurmbefall überprüft werden, ob eine Wurmkur ansteht oder nicht. Eine pauschale Regel, wann bzw. wie oft zur Wurmkur gegriffen werden sollte, gibt es nicht.

Kann ein Hund überhaupt wurmfrei sein?

Sicherlich ist ein Hund direkt nach dem Verabreichen der Wurmkur für zwei, vielleicht sogar drei Tage frei von Würmern. Allerdings können diese bereits beim nächsten Spaziergang wieder aufgenommen werden, da sie sehr langlebig sind und sich überall in der Natur verbergen können.

Wie stelle ich einen großen Wurmbefall bei meinem Hund fest?

Hierfür werden Kotproben gesammelt, die dann im Labor untersucht werden. An drei aufeinanderfolgenden Tagen wird eine Kotprobe des Hundes genommen. So kann ein konkretes Ergebnis erzielt werden.

Was ist zu tun, wenn ein sehr hoher Befall oder Bandwürmer festgestellt wurden?

In beiden Fällen sollte nach Absprache mit dem Tierarzt eine Wurmkur durchgeführt werden.

Kann eine Wurmkur für jede Wurmart eingesetzt werden?

Nein, je nach Wurmart kann eine andere Wurmkur notwendig werden. Der Tierarzt wird Sie diesbezüglich bestmöglich beraten und entsprechend therapieren.

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