Molosser

Molosser
Molosser | Foto: Inna_Astakhova / Depositphotos.com

Werden wir danach gefragt, um welche Hunderassen es sich denn bei den Molossern handeln, kommen die meisten von uns vermutlich ins Straucheln. Denn das typische Bild, das uns zu diesem Hund einfällt, ist wie folgt geprägt:

  • Selbstbewusst
  • Temperamentvoll
  • Eigensinnig
  • Kraftvoll
  • Starker Körperbau
  • Groß gewachsen
  • Schwergewichte

Wer sich vielleicht schon einmal mit ihnen befasst hat, wird sofort das Bild des kämpfenden Hundes an der Seite eines Kriegers vor seinem inneren Auge sehen. Und genau deshalb schweifen wir kurz in die Geschichte der Molosser ab.

Historisches über den Molosser

Bezieht man sich ausschließlich auf den Namen, so wird man feststellen, dass es sich bei den Molossern um ein altes Königsgeschlecht in Epirus handelte. Es lag zwischen dem Nordwesten des heutigen Griechenlands und Albanien. Es war die Mutter von Alexander dem Großen, Olympias, die sich intensiv mit der Zucht großer, wehrhafter Hunde befasste.

Dank ihres guten Händchens für die Zucht war diese von Erfolg gekrönt, sodass die Tiere in alle Welt verkauft und verschenkt wurden. So ist es kein Wunder, dass diese Hunde zur Zeit Alexander des Großen als Kriegs- und Wachhunde auf seinen Kriegszügen mitgeführt wurden. Sie standen an der Seite der Krieger ebenso wie auf ihrem Posten als Wachhunde für die Wagen und die Zeltstädte. Da nur Rüden abgegeben wurde, herrschten die Molosser lange über das Zuchtmonopol.

Auch die Römer waren der Kraft und gleichzeitigen Treue dieser Hunde erlegen. Selbst Hannibal hat sie mit sich geführt. Zumindest wird vermutet, dass er sie über die Alpen brachte. Aus ihnen gehen, so wird vermutet, die Bernhardiner und die Rottweiler hervor.

Nein, konkrete Beweise gibt es nicht. Allerdings gibt es welche dafür, dass die Römer die Molosser mit nach Groß Britannien nahmen und sie dort mit den damaligen Mastiffs kreuzten. Diese galten den römischen Molossern aber als überlegen, was zu der einzigen, sinnvollen Maßnahme führte – dem Einkreuzen. Heute zeigt sich dies im Mastino Napoletano, der den damaligen Zeichnungen schon sehr ähnlich sieht.

Die Namensgebung

Warum einige der Nachfahren „Mastiffs“ oder „Mastinos“ oder ähnlich genannt wurden, ist immer noch nicht gänzlich geklärt. Allerdings bedeuten diese Namen in Ableitung an das Lateinische „Gezähmter“. Auch könnte die Bezeichnung „Hund, der die Wohnung bewacht“ aus dem Lateinischen abgeleitet werden. Es kommt darauf an, ob Altlateinisch oder das klassische Latein verwendet wird. Leider hatten die Römer selber davon keine Ahnung und blieben deshalb bei dem Namen „Molosser“.

Und natürlich ging die Verbreitung der Molosser weiter, denn sie wurden nicht mehr unter Verschluss gehalten wie zu Zeiten Alexander des Großen.

Die Hunderassen, die zu den Molossern gehören

Wenden wir uns an den FCI, werden wir feststellen, dass dort folgende Beschreibung für die Molosser zu finden ist: „Gruppe 2, Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde und andere Rassen; Sektion 2 Molossoide, 2.1 Doggenartige Hunde, 2.2 Berghunde“. Halten wir uns weiter an die Aufstellung des FCI werden wir die folgenden Hunde unter Gruppe 2, Sektion 2.1, Doggenartige Hunde, finden:

  • Dogo Argentino, Ursprung: Argentinien
  • Fila Braseleiro, Ursprung: Brasilien
  • Shar Pei, Ursprung: China
  • Broholmer, Ursprung: Dänemark
  • Deutsche Dogge (gelb, gestromt, schwarz, blau, gefleckt), Ursprung: Deutschland
  • Deutscher Boxer (gelb, gestromt), Ursprung: Deutschland
  • Rottweiler, Ursprung: Deutschland
  • Dogue de Bordeaux, Ursprung: Frankreich
  • Bulldog, Ursprung: Groß Britannien
  • Bullmastiff, Ursprung: Groß Britannien
  • Mastiff, Ursprung: Groß Britannien
  • Cane Corso Italiano, Ursprung: Italien
  • Mastino Napoletano, Ursprung: Italien
  • Tosa, Ursprung: Japan
  • Cao Fila de Sao Miguel, Ursprung: Portugal
  • Perro Dogo Mallorquin, Ursprung: Spanien
  • Presa Canario, Ursprung: Spanien
  • Cimarron Uruguayo, Ursprung: Uruguay

In der gleichen Gruppe, Sektion 2.2, Berghunde, warten folgende Rassen auf uns:

  • Tornjak, Ursprung: Bosnien und Herzogovina, Kroatien
  • Hovawart (Schwarzmasken, Schwarz, Blond), Ursprung: Deutschland
  • Leonberger, Ursprung: Deutschland
  • Landseer (europäisch-kontinentaler Typ), Ursprung: Deutschland, Schweiz
  • Chien de Montagne de Pyrenees, Ursprung: Frankreich
  • Newfoundland (Schwarz, Braun, Weiß-Schwarz), Ursprung: Kanada
  • Aidi (Atlas-Berghund), Ursprung: Marokko
  • Sarplaninac, Ursprung: Nord-Mazedonien, Serbien
  • Cao de Castro Laboreiro, Ursprung: Portugal
  • Rafeiro do Alentjo, Ursprung: Portugal
  • Cao da Serra da Estrela (kurzhaarig, langhaarig), Ursprung: Portugal
  • Ciobanesc Romanesc de Bucovina, Ursprung: Rumänien
  • Kavkazskaia Ovtcharka, Ursprung: Russland
  • Sredneasiatskaya Ovtcharka, Ursprung: Russland
  • Stbernhardshund (kurzhaarig, langhaarig), Ursprung: Schweiz
  • Kraski Ovcar, Ursprung: Slowenien
  • Mastin del Pirineo, Ursprung: Spanien
  • Mastin Español, Ursprung: Spanien
  • Do-Khyi, Ursprung: Tibet (China)
  • Kangal Coban Köpegi, Ursprung: Türkei

Das besondere Etwas

All diese Hunderassen, egal wie ursprünglich sie noch dem eigentlichen Molosser, wie wir ihn von Skulpturen und Abbildungen in den Überlieferungen kennen, sind, haben einige Gemeinsamkeiten, die man nicht verleugnen kann. Allerdings haben sich verschiedene Anlagen des ursprünglichen Molosser durch die Zucht und die Aufgaben, die ihnen im Laufe der Jahrhunderte übertragen wurden, verringert oder sind gänzlich verschwunden.

Was also haben sie noch gemeinsam, die Hunderassen, die in der Gruppe 2, Sektion 2.1 und Sektion 2.2 zusammengefasst werden? Wie ticken diese Hunde? Was macht sie so besonders beliebt?

Empfindsame Seelen

Doch es ist wahr: So massiv diese Hunde auch aussehen. So imposant ihre Erscheinung und damit der erste Eindruck auch sein mag, so empfindsame Seelen besitzen diese Hunde. Klar, sie besitzen einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Das ist richtig. Auf der anderen Seite aber sind sie eigentlich „Schoßhunde“, die nichts lieber mögen, als von ihrem Lieblingsmenschen gestreichelt und gekuschelt zu werden.

Ein Molosser wird gestreichelt… und er genießt das offensichtlich! | Foto: evdoha / Depositphotos.com

Genau der Beschützerinstinkt aber ist es, der eine frühe Sozialisierung und eine solide Grunderziehung notwendig macht. So ist es angebracht, dass der Molosser ein Revier besitzt, also am besten Haus mit Garten, das er beschützen kann. Gleich wird er ausgeglichener sein. Auch seine Familie, sein Rudel wird er beschützen.

Leider tut er dies manchmal auch auf der Straße gegenüber anderen Hunden oder Menschen, die ihm nicht geheuer vorkommen. Damit der Hundeführer nun nicht mit dem Hund auf und davon gezogen wird, ist es besonders wichtig, diese großen, kräftigen Hunde mittels der Kommandos unter Kontrolle zu behalten.

Glücklicherweise sind diese Hunde sehr auf ihren Besitzer fixiert, sodass es bei den meisten nicht schwierig ist, sie zu erziehen. Leider folgt ein großes Aber: Denn trotz der relativ leichten Erziehbarkeit bleibt ein kleiner Rest Sturheit, Eigensinnigkeit vorhanden.

Und wenn dieser gerade die Oberhand hat, kann es doch einmal zu der einen oder anderen Auseinandersetzung mit dem Hund kommen. Meist aber sind dies nur die berühmten Diskussionen, die wir doch alle schon einmal mit unserem Hund geführt haben. Ein zusätzliche Übungsstunde, absolute Konsequenz und schon klappt es auch wieder mit dem problemlosen Spazierengehen.

Vom Fordern und Fördern

Nicht alle Hunde, die in die Rubrik der Molosser gehören, sind waren Kraftpakete, die man endlos fordern kann. Vielmehr haben sie ihren Schwerpunkt auf das Denken verlegt. Ja, es hört sich merkwürdig an. Aber genauso ist es. Sicherlich benötigen sie den körperlichen Ausgleich. Aber sie sind keine Hochleistungssportler. Dafür aber würden sie gerne die körperliche Anstrengung mit Suchspielen oder Mantrailing oder ähnlichem kombinieren. So kommen sie in jeglicher Hinsicht auf ihre Kosten und haben sich nach der täglichen Bewegung ihren Beobachtungsposten auch dringend verdient.

Auch dies haben die Molosser gemeinsam: Sie beobachten ihre Umgebung sehr genau. Sie sind gute Wachhunde, die aber nicht unbedingt auf die Reize reagieren, die wir Menschen als bedrohlich empfinden. So kann es durchaus sein, dass sich der Molosser derart wohl in seinem Revier fühlt, dass er Besucher oder Postboten einfach verschläft. Ein hervorragendes Beispiel für einen erstklassig sozialisierten Hund.

Der Hausdiener

Nein, es gibt hier keinen Aufruf zur Hundearbeit. Aber diese Hunde lieben es, ins Familiengeschehen eingebunden zu werden. Lassen Sie sie apportieren, wenn die Einkäufe ins Haus gebracht werden müssen. Lassen Sie sich Handfeger und Schaufel, natürlich einzeln, bringen, wenn Sie dabei sind, das Haus oder die Terrasse sauber zu machen. Geben Sie diesem Hund Aufgaben, damit er sich als vollwertiges Mitglied der Familie fühlen kann.

Nicht unbedingt müssen dies Apportieraufgaben sein. Es gibt tatsächlich Hunde, die diese Aufgabe einfach nicht erlernen wollen. Lassen Sie den Hund mit Hilfe einer Satteltasche die Post vom Postboten übernehmen. Schicken Sie den Hund vor, wenn die Kinder von der Schule kommen. Auch diese werden sich freuen, wenn der Hund sie täglich an der Gartentür in Empfang nimmt.

Unterschiedliche Potenziale

Richtig – die unterschiedlichen Hunderassen bringen unterschiedliche Potenziale mit. So sind einige von ihnen wunderbar zum Rettungs-, Therapie-, Begleit- und Schulhund auszubilden, etwa der Berner Sennenhund, der Landseer. Andere hingegen benötigen ihren Freiraum. Sie wollen lieber die Übersicht über das Geschehen behalten und eine Herde bewachen und betreuen.

Mit letzteren sollte man auf jeden Fall entsprechende Aufgaben in einem Club für Hirtenhunde absolvieren. Beide lassen sich übrigens gerne auch als Zughunde vor einen kleinen Wagen spannen. Auf diese Weise kann man unter anderem mit kleinen Kindern auch längere Spaziergänge unternehmen. Der Hund wird diese stolz ziehen.

Die liebe Gesundheit

Molosserartige sind große Hunde, die für gewöhnlich auch ein entsprechendes Gewicht mit sich herumtragen. Das wirkt sich im Laufe der Zeit leider auch auf die Gelenke aus. Wer seinen Hund von einem seriösen Züchter übernehmen konnte, wird sich darauf verlassen können, dass auch der Nachwuchs HD– und ED-frei ist. Allerdings bedeutet dies natürlich nicht, dass er deshalb sein Leben lang frei von Gelenksbeschwerden ist. So sollten entsprechende Untersuchungen beim Tierarzt in regelmäßigen Abständen vorgenommen werden, um die Gelenke zu kontrollieren und schon beim kleinsten Anzeichen gegensteuern zu können.

Bereits in der ersten Wachstumsphase sollte auf die Gelenke geachtet werden. Dies ist die Aufgabe des Züchters. Er wird mit ihnen aufgrund ihrer natürlichen Veranlagung zu einem massiven Gewicht, die notwendigen Untersuchungen beim Tierarzt vornehmen lassen, damit der neue Besitzer einen gesunden Welpen übernehmen kann. Danach liegt es an ihm selbst, den Hund auf einer relativen Diät zu halten, damit Übergewicht gar nicht erst entsteht.

Bei der Wahl der Sportaktivitäten sollte dieses Problem ebenfalls berücksichtigt werden. Schwimmen steht für alle Hunde dieser Sektion an oberster Stelle. Es wird nicht nur von den meisten geliebt, sondern schont auch die Gelenke, egal in welchem Alter sie sich befinden.

… und die Lebenserwartung?

Die massive Statur und die Tendenz zu Gelenksproblemen haben es den Molosserartigen nicht leicht gemacht. Konnten sie sich früher auf ihre robuste Konstitution verlassen und eine Lebenserwartung von bis zu 12 Jahren aufweisen, ist dieser Wert leider abgesunken. Heute ist man mit der Angabe der Lebenserwartung etwas vorsichtiger und benennt sie mit 7 bis 9 Jahren.

Richtig – es ist insbesondere von der Rasse und den Haltungsbedingungen abhängig. Auch heute können sie die stolzen 12 Jahre noch erreichen, wenn sie stets optimal gehalten werden. Dennoch sollte man sich vor Augen halten, dass große Hunde leider immer eine geringere Lebenserwartung haben als kleine, leichtfüßige Hunde. Dies ist ein ungeschriebenes Naturgesetz, das man allerdings manchmal austricksen kann.

Fazit

Molosserartige Hunderassen sind faszinierend. Sie entsprechen nicht der Norm und genau deshalb sollte man sich gut mit Hunden auskennen, wenn man sich einen Molosserartigen zulegen möchte. Auch wenn er noch so ein liebes Gemüt besitzt, steht doch im Vordergrund, dass Sie ihm zeigen, dass Sie das Alphatier in der familiären Herde sind.

Haben sich diese Fronten klären können, der Hund die Sozialisierung und die Grunderziehung bestens absolviert, besteht kein Zweifel, dass Sie einen Engel zu Hause haben werden. Ja, dieser Engel hat eine recht massive Gestalt und ist kein offizieller Schoßhund. Nur weiß er dies nicht. Denn in seinen Augen ist er ein Schoßhund, der seine regelmäßigen Streicheleinheiten benötigt und nebenbei noch gut auf das kleine Rudel Familie aufpasst.

Wer aber hat auch gesagt, dass Engel klein und zierlich sein müssen? Haben Sie und der Hund sich erst einmal eingewöhnt, werden Sie ihn schnell nicht mehr missen mögen, ihren großen, beschützenden Schoßhund.

FAQ

🐶 Wird der Begriff Molosser für eine Hunderasse verwendet?

Nein, Molosser ist ein Oberbegriff unter dem sich zum einen die doggenartigen Hunde, zum anderen die so genannten Berghunde wieder finden lassen.

🐶 Gehören die Molosser zu den kleinen oder großen Hunden?

Die meisten Molosserartigen gehören zu den großen, bis sehr großen Hunden. Es gibt einige wenige, die in den Bereich der kleinen, bis mittelgroßen Hunde eingestuft werden.

🐶 Sind Molosser gefährlich?

Ob ein Hund gefährlich ist, ist nicht rasseabhängig. Vielmehr liegt es an der Sozialisierung, der Grunderziehung und der Haltung des Hundes, ob er gefährlich ist. Kein Hund, auch die Molosserartigen, kommt aggressiv oder bissig auf die Welt. Sie sind nicht zu unterschätzen und bedürfen des Hundesverstandes. Das ist alles.

🐶 Haben Molosser aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts gesundheitliche Probleme?

Wieder kann man die Antwort nicht pauschalisieren. Sicherlich sind die Gelenke anfälliger als bei leichteren, kleineren Hunderassen. Es ist letztlich das Potenzial, das sie aus ihrer Zuchtlinie mitbringen, die Ernährung und die Haltung, die darüber bestimmen, ob die Gelenke im Laufe ihres Lebens gefährdet sind oder nicht.

🐶 Sind Molosserartige als Familienhunde geeignet?

Auch wenn man es nicht glauben möchte, sind die meisten dieser Hunde extrem ruhig, nervenstark und mit einer hohen Reizschwelle gesegnet. Da sie ihre Menschen lieben und sehr gerne ein aktives Mitglied der Familie sind, sind sie als Familienhunde sehr gut geeignet. Natürlich ist bei kleineren Kindern immer ein wachsames Auge zu werfen. Denn eines darf nicht vergessen werden – jeder Hund ist immer noch, ganz tief in sich drin, ein kleiner Wolf.

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